Serien wie "Sense8" machten Netflix bekannt.

Foto: netflix

Lust auf Fernsehen? Längst ist es zum Usus geworden, Netflix statt klassisches TV aufzudrehen und noch ein, zwei Folgen der Lieblingsserie zu schauen. Aus gutem Grund: Denn neben des Vorteils, Inhalte wann immer man will und in jedem gewünschten Ausmaß zu schauen, ist ein oft vergessener Vorteil von Netflix die extreme Vermessung seiner User. So weiß die Streamingplattform zahlreiche Informationen, die klassischen TV-Sendern verwehrt oder nur bedingt beantwortet werden. Etwa weiß Netflix, welche Serie genau wie oft geschaut wurde, welche davon "gebingt" wurden – also in einem Durchlauf durchgesehen, und welche Serien – egal wie unterschiedlich die Genres erscheinen.

Zielgruppe nach Geschmack

Das Unternehmen offenbarte im vergangenen Jahr, dass es das Sehverhalten analysiert und etwa Superheldenserien Personen vorschlägt, die das Genre sonst eigentlich nicht konsumieren würden, trotzdem aber aufgrund zuvor gesehener Inhalte womöglich Interesse haben könnten. Etwa wird Sehern von "Friends" und "Making a Murderer" die Serie "Jessica Jones" empfohlen, Zuschauer von "Breaking Bad" oder "Unbreakable Kimmy Schmidt" bekommen "Daredevil" als Vorschlag. Statt nach Demografien angepasste Vorschläge (etwa Alter und Geschlecht) versucht das Unternehmen, seine Kunden nach "Geschmack" einzuordnen und so neue Inhalte vorzuschlagen.

Abgeworbene Produzenten

Dem nicht genug, gleichzeitig bietet Netflix eine Auswahl, mit der sonst kein Unternehmen konkurrieren kann. Der Dienst produziert momentan massenhaft Serien und Filme. Allein in diesem Jahr sollen acht Milliarden US-Dollar für Inhalte ausgegeben werden, letztes Jahr waren es schon sieben. Gleichzeitig kauft der Streamingdienst populäre Größen aus dem klassischen Fernsehen auf – etwa Shonda Rhimes von ABC ("Grey’s Anatomy", "Scandal" oder Ryan Murphy ("American Horror Story", "Scream Queens", "Glee").

Schulden

Ganz ohne Verlustgeschäft funktioniert diese enorme Disruption der Branche nicht: Das Unternehmen macht keinen wirklichen Profit und hat sechs Milliarden Euro Schulden. Das wird aber zugunsten des Wachstums in Kauf genommen – Wall-Street-Analysten schätzen, dass der Dienst bis 2020 200 Millionen zahlende Abonnenten erreichen könnte, bis 2028 könnten es gar 300 Millionen werden. (red, 12.6.2018)