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Würstel für die Grillparty? Gibt es auch an der Tankstelle.

Foto: dpa/Christoph Schmidt

Wien – Die Tankstellen sind nicht nur an der Zapfsäule, sondern auch in ihren Shops unter Druck. Den Coffee to go hat auch der Bäcker im Angebot, die längeren Öffnungszeiten – einst nahezu ein Alleinstellungsmerkmal – haben schon lange auch die Handelsketten eingeführt. Und die Ära, als an der Tankstelle der Keilriemen das meistverkaufte Produkt war, ist seit einer gefühlten Ewigkeit vorbei.

Emmanuel Fink ist davon überzeugt, dass viele der heimischen Tankstellen mehr aus ihren Verkaufsflächen holen könnten. Ratschläge für Betreiber hat er nicht uneigennützig parat. Vor allem für jene, die nicht das Shop-Konzept von Spar und Rewe übernommen haben. Fink ist Geschäftsführer von Lekkerland Österreich mit Sitz in Ternitz, neben Spar, Rewe und dem niederösterreichischen Handelshaus Kiennast der Platzhirsch als Großhändler am heiß umkämpften, wenn auch nicht sehr margenstarken Markt.

Brot, Gebäck und das Bifi

1100 der 2800 Tankstellen – darunter die Viva-Shops der OMV, Eni und Shell – beliefert die Österreich-Tochter des deutschen Konzerns mit Frischeprodukten wie Brot und Gebäck, Obst, Cola, Wasser und Co sowie Eigenmarken wie Mr. Knabbits, aber auch Autozubehör oder Geschenkartikel. Pächtern, die keinen ordentlichen Shop haben, sei angeraten, sich einen solchen anzuschaffen, um die Verweildauer der Kunden zu steigern – und vor allem, um sie auch dazu zu bringen, einzukaufen.

Nur 15 bis 20 Prozent der klassischen Tankstellenkunden würden nämlich am Ende auch etwas in den Einkaufskorb legen, zitiert Fink eine Umfrage. Vermutlich aus gutem Grund: Die meisten Artikel sind um 15 Prozent oder mehr teurer als im klassischen Einzelhandel. Wer an der Tankstelle groß einkauft, macht das wohl eher in der Not. Etwa weil die Geschäfte sonntags geschlossen sind. Der Großteil der Besucher stillt schon eher den Hunger oder Durst zwischendurch. So ist das meistverkaufte Produkt bei Lekkerland vergleichsweise unspektakulär: ein vakuumverpackter Snack namens Bifi -- Minisalami im Teigmantel um gut zwei Euro. Oder man nutzt die Bistro-Ecke zum Plauscherl mit Stammkunden – vielleicht bei einem Bier.

Gedrängel bei den Lieferanten

Grundsätzlich gilt: Ist der Treibstoffpreis niedrig, so ist das Aufkommen an Kunden hoch. Sie fahren gerne und oft mit dem Auto. Und die Geldbörse sitzt dann auch im Shop lockerer. Lekkerland macht immerhin 80 Prozent seines Umsatzes von zuletzt 113 Millionen Euro an der Tankstelle. Bewegung in den Markt brachten die großen Lebensmittelhändler, die vor Jahren das Geschäftsfeld für sich entdeckten und Lekkerland auf die Pelle rückten.

Vor fünf Jahren hat Rewe etwa Lekkerland beim Ölkonzern BP überflügelt. Der Großhändler aus Niederösterreich war gezwungen, sich neue Wirkungskreise zu erschließen. Seither beliefert man die Bäckerei Ströck mit Milchprodukten und Getränken. Auch Schulbuffets, Baumärkte oder die Post beziehen dort Getränke, Knabbereien und Süßwaren. Und das Tankstellengeschäft will weiter verteidigt werden. Zuletzt hat Rewe, die mit Billa und Merkur bei Jet und BP 261 Standorte mit ihrem Supermarktsortiment versorgt, Erzrivalen Spar aus 47 Tankstellen von Shell verdrängt. Der Großteil wird weiter von Lekkerland beliefert.

Spar, Handelspartner etwa des größten privaten Tankstellenbetreibers, der Firma Doppler, baut indes mit diesem das Geschäft aus, auch außerhalb der Tankstellen. Nach Einschätzung von Beobachtern wird Spar sich aber um weitere Kundschaft umsehen. (Regina Bruckner, 13.6.2018)