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Burkinis, wie zum Beispiel jener der australischen Designerin Aheda Zanettti, sorgen in Bädern immer wieder für Diskussionen.

Foto: Reuters/Jason Reed

Herne – Um auch den muslimischen Mitschülerinnen die Teilnahme am verpflichtenden Schwimmunterricht zu ermöglichen, hat ein deutsches Gymnasium im nordrhein-westfälischen Herne 20 Burkinis gekauft, welche kostenlos an die Schülerinnen verliehen werden sollen. Die Anschaffung wurde durch Spenden und Fördermittel finanziert, die Kosten beliefen sich auf etwa 400 Euro, wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) am Dienstag berichtet hatte. Rund 15 Schülerinnen hätten den Service bereits genutzt.

"Damit hat keiner mehr eine Ausrede, nicht am Unterricht teilzunehmen", begründete Schulleiter Volker Gößling die Maßnahme gegenüber der WAZ. Immer wieder weigerten sich Mädchen, ohne den den gesamten Körper umhüllenden Badeanzug ins Becken zu steigen.

Lob und Kritik

Kritik an der Anschaffung äußerte CDU-Vizechefin Julia Klöckner. "Damit zementiert eine Schule ein frauendiskriminierendes Rollenverständnis an einem Ort, an dem Kinder und Jugendliche gerade das Gegenteil lernen und sich frei entfalten sollten", argumentierte sie und ergänzte, dass dahinter "ein voraufklärerisches, patriarchalisches Verständnis von der Rolle der Frau" stecke. Klöckner kritisierte auch "vorauseilenden Gehorsam" sowie ein "Einknicken vor fundamentalistischen Elternhäusern".

NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer von der FDP kritisierte ebenfalls, dass die Anschaffung von Burkinis nicht zu den "Grundaufgaben einer Schule" gehöre. Der verpflichtende Schwimmunterricht beinhalte rechtlich jedenfalls keinen Anspruch auf "geschlechtergetrennten Schwimmunterricht".

Lob gab es hingegen von der Lehrergewerkschaft und vom Integrationsratsvorsitzenden Muzaffer Oruc. Er begrüßte im Gespräch mit der "WAZ" die Anschaffung der Burkinis als "kultursensibles" Handeln und sage: "Wenn junge Frauen aus Glaubensgründen nicht mit Männern schwimmen wollen, muss man das akzeptieren", weshalb eine Anschaffung gerade in der Pubertät Sinn mache. Wenn Schülerinnen dem Unterricht fernblieben, sei dies schließlich "auch keine Integration".

Schulleiter Gößling verteidigte sein Vorgehen so: "Bei uns soll jeder schwimmen lernen – und dafür schaffe ich die Bedingungen." Auch bei den Eltern sei die Anschaffung positiv aufgenommen worden. (red, 13.6.2018)