Die neue Umlaufbahn am Innsbrucker Hausberg Patscherkofel entpuppt sich als Millionengrab. Nun stellt sich die Frage der politischen Verantwortung.

Foto: Patscherkofelbahn / Armin Ribis

Innsbruck – Die Zeichen stehen auf Sturm für die Innsbrucker Gemeinderatssitzung am Donnerstag. Nachdem der Stadtsenat die regelrecht explodierenden Mehrkosten für die Neugestaltung des Patscherkofels mit 4:2 Gegenstimmen am Mittwoch abgesegnet hat, soll nun der Gemeinderat folgen. Der grüne Neobürgermeister Georg Willi versucht zu kalmieren und hat bereits das unabhängige Kontrollamt eingeschaltet.

Mehr Geld, weniger Anlagen

Die Zahlen sind alarmierend. Wurden für das Projekt im Frühjahr 2015 noch 20,9 Millionen Euro veranschlagt, so liegt man heute – inklusive der elf Millionen für den Kauf der alten Anlagen von ÖSV-Präsident und Unternehmer Peter Schröcksnadel – bei knapp 83 Millionen Euro. Und das, obwohl die geplante Rodelbahn und der Badeteich bereits gestrichen wurden.

Für Oppositionsführer Rudi Federspiel (FPÖ) "ein Fiasko, das seinesgleichen sucht". Er will die Staatsanwaltschaft einschalten und arbeitet bereits an einer Sachverhaltsdarstellung. Besonders sauer stößt ihm auf, dass er im Wahlkampf noch als "Lügner und Pinocchio" gebrandmarkt worden sei, weil er prognostiziert habe, dass die Kosten am Patscherkofel noch weiter steigen würden.

Elf Millionen Euro Mehrkosten seit Anfang Mai

Seine Prognose hat sich bewahrheitet. Allein seit der Wahl Anfang Mai kamen noch einmal elf Millionen an Mehrkosten dazu. "Wäre das vor der Wahl bekannt gewesen, hätte das Ergebnis wohl anders ausgesehen", ärgert sich der FPÖ-Politiker. Dass nun Grüne, ÖVP und SPÖ die Schockierten mimen, hält Federspiel für Theater: "Die waren alle in einer Viererkoalition und wurden jeden Montag über den Stand der Dinge am Patscherkofel informiert."

SPÖ-Stadtparteiobmann Helmuth Buchacher weist derlei Vorwürfe zurück: "Man hat uns nicht alles mitgeteilt." Noch im März 2018 habe es seitens der Geschäftsführung der Patscherkofelbahn geheißen, dass alles in Ordnung sei. "Während den Regierungsverhandlungen nannte man dann plötzlich vier Millionen an Mehrkosten, danach noch einmal sechs Millionen." Für ihn sei das ein Schock gewesen, so Buchacher.

Rücktritte gefordert

Es wird am Donnerstag jedoch beim politischen Säbelrasseln bleiben. Bis das Kontrollamt einen Bericht vorlegt, werden noch Monate vergehen. Ob dann noch jemand die politische Verantwortung für das Debakel tragen wird, ist fraglich. Federspiel fordert jedenfalls die Rücktritte von Exbürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI), Grünen-Stadträtin Uschi Schwarzl und ÖVP-Vizebürgermeister Franz Gruber, die allesamt in das Patscherkofel-Projekt eingebunden waren.

Bürgermeister Willi ließ bereits vorsichtig anklingen, dass er nicht dafür garantieren könne, dass nicht noch mehr Nachzahlungen fällig werden. Denn bislang wurde erst ein Bruchteil der erbrachten Leistungen abgerechnet. (Steffen Arora, 13.6.2018)