Was schenkt man jemandem, der schon alles hat?

Foto: BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC

Der 5. Juni ist schon lange her, der Gegenbesuch überfällig. Wladimir Putins charmanter Kurzaufenthalt in Wien muss einfach belohnt, die russisch-österreichische Freundschaft gehegt, gepflegt, vertieft und ausgebaut werden. Also nimmt man die Einladung zu seiner Fußball-WM selbstverständlich an, entschuldigt sich noch einmal für das 1:0 im Testspiel von Innsbruck, das war nämlich nicht so gemeint. Einladung ist relativ bis blöd, es kostet nämlich Geld.

So billig kann in Moskau gar kein Hotel sein, dass es für einen Normalsterblichen nicht schweineteuer wäre. Wurscht. Als Gast soll man ein Geschenk mitbringen, sonst würde ja das Wort Gastgeschenk aus dem Duden gestrichen sein. Putin hat aber schon alles (Haus, Hund, Auto, Angel, Judogewand, Oligarchen), das macht die Sache extrem schwierig. Karl Schranz als Playmobil-Figur wäre eine super Idee gewesen, aber sie war nicht zu realisieren. Sachertorte? Fad. Nach reiflicher Überlegung oder auch in höchster Panik fiel die Wahl auf Vizekanzler und Sportminister H.-C. Strache, der kommt als Mitbringsel zur Eröffnung. Es ist nicht auszuschließen, dass Putin ihn erkennt, der Umkehrschluss ist unzulässig. H.-C. Strache weiß nämlich genau, wie der russische Präsident ausschaut.

Bei aller Freundschaft ist Distanz ein journalistisches Gebot, Charme darf niemals die Grenze zum Schleimen überschreiten. Das tat Fifa-Boss Gianni Infantino. "Es wird die beste WM aller Zeiten", hat er Putin direkt und schonungslos ins Gesicht gesagt. Der Gast denkt: "Abwarten." Der Gegenbesuch zum Gegenbesuch ist noch völlig offen. Möglicherweise bringt Putin Donald Trump mit. Irgendwann sollte aber Schluss sein. (Christian Hackl, 13.6.2018)