Ein Schaffner studiert in Pjöngjang eine Zeitung, die sich dem Treffen zwischen Kim und Trump widmet.

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Die Absicht der "Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel" war einer von vier Punkten, die US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un am Dienstag am Ende eines historischen Treffens in Singapur schriftlich festhielten. Doch was darunter zu verstehen ist und wie es dazu kommen soll, dazu fehlten in dem eineinhalbseitigen Memorandum nähere Angaben.

Am Tag nach dem Gipfeltreffen erklärte der nordkoreanische Diktator, welche Bedingungen er damit verknüpfe: das "Ende der Feindschaft" zwischen seinem Land und den USA – und in der Folge Südkorea, mit dem der Norden seit 1950 offiziell immer noch im Kriegszustand ist, trotz Waffenstillstandserklärung von 1953.

"Kim Jong-un hat gesagt, um Frieden und Stabilität auf der Koreanischen Halbinsel zu erreichen, sollten beide Länder davon absehen, sich gegenseitig zu bekämpfen", berichtete die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Beide Seiten müssten "kühne Entscheidungen" auf der Basis "rechtlicher und institutioneller Maßnahmen" treffen.

Wie es in nordkoreanischen Medien am Mittwoch hieß, habe Kim bereits die Einladung Trumps ins Weiße Haus angenommen. Die Begegnung in Singapur sei ein "radikaler Wendepunkt" und das "Treffen des Jahrhunderts" gewesen. Der US-Präsident selbst resümierte das Gipfeltreffen in einem Interview mit seinem bevorzugten konservativen TV-Sender Fox News. Dabei sparte er nicht mit Lob für Kim und würdigte dessen "wagemutigen ersten Schritt zu einer neuen hellen Zukunft für sein Volk". Das Treffen habe nichts weniger als eine "atomaren Katastrophe" verhindert, gab sich Trump überzeugt. "Unser Tag war historisch!" Von Nordkorea gehe keine "atomare Bedrohung" mehr aus, schrieb er zudem auf Twitter. Sein Außenminister Mike Pompeo rechnet bis 2020 mit einer "umfangreichen Abrüstung".

Ziemlich unglücklich mit der Aussetzung der amerikanischen Beteiligung an den Militärmanövern Südkoreas vor der Küste der Halbinsel zeigte sich der japanische Verteidigungsminister Itsunori Onodera: Die Militärpräsenz der USA in Südkorea – seit Jahrzehnten sind zehntausende US-Soldaten dort stationiert – und die gemeinsamen Manöver seien stets ein wichtiger Faktor für die Sicherheit in Ostasien gewesen. Über die Aussetzung der US-Beteiligung müsse erst eine Verständigung zwischen Japan, den USA und Südkorea hergestellt werden.

Ratloses Südkorea

Aus dem Büro des südkoreanischen Präsidenten hieß es, man müsse zunächst herausfinden, was genau Trump gemeint habe oder vorhabe. Tokio werde jedenfalls an den gemeinsamen Manövern mit den USA ebenso festhalten wie am Ausbau seiner Verteidigung gegen mögliche Raketenangriffe aus Nordkorea. Trump aber blieb dabei: "Wir werden keine Manöver abhalten, solange wir in gutem Glauben verhandeln."

US-Senator Lindsey Graham bezeichnete Trumps Äußerungen zum Truppenabzug als "absurd". US-Soldaten in Südkorea seien keine Last für den Steuerzahler, sagte er zu CNN. "Es bringt Stabilität. Und es ist eine Warnung an China, dass sie nicht die ganze Region vereinnahmen können."

Als "Meilenstein" bewertete UN-Generalsekretär António Guterres das Memorandum von Singapur – obwohl es von vielen Kommentatoren als eher inhaltleeres und unverbindliches Dokument angesehen wurde. Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini äußerte sich verhalten positiv, sie sprach von einem "entscheidenden und notwendigen Schritt" für den Friedensprozess. (red, 13.6.2018)