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Wonsan Kalma im Südosten Nordkoreas hat alles, was Donald Trump und Kim Jong-un begehren: ein Raketentestgelände und Hotels – wenn auch noch nicht die besten Hotels in der Welt.

Foto: Reuters

Wien – Die ganze Welt hat den historischen Gipfel von US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un mitverfolgt – und dabei jede Äußerung des launischen US-Präsidenten auf ihre Bedeutung für den Friedensprozess auf der Koreanischen Halbinsel abgewogen.

Trumps Schwärmen über die nordkoreanischen Strände, die sich hervorragend touristisch erschließen ließen, verbuchten viele Medien als eine der für den Unternehmer-Tycoon im Weißen Haus so typischen Übertreibungen: "Ich sehe das aus der Immobilienperspektive", sagte der Präsident nach seinem Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong-un am Dienstag in Singapur. "Sie haben tolle Strände. Das sieht man immer, wenn sie ihre Kanonen über dem Meer abschießen." Dem nordkoreanischen Machthaber habe er gesagt: "Schauen Sie sich diese Aussicht an. Das wäre ein tolles Wohnungsbauprojekt. Ich habe es erklärt. Sie könnten die besten Hotels in der Welt haben."

Leise Hoffnung auf Öffnung

Noch ist dies Wunschdenken, doch das muss nicht immer so sein. Die US-Sanktionen gegen die abgeschottete Wirtschaft bleiben auch nach dem Gipfeltreffen in Singapur in Kraft. Vor Journalisten hat Trump aber gesagt, dass er für eine Aufhebung der Sanktionen sei.

Dies nährt bei manchen Hoffnungen auf eine Öffnung der nordkoreanischen Wirtschaft. Die leise Möglichkeit einer moderaten Öffnung hat die Werte südkoreanischer Unternehmen – wie etwa des Ölförderers SK Innovation -, die auf einem Markt im rohstoffreichen Norden der Halbinsel reüssieren könnten, gesteigert.

Experten zufolge befassen sich bereits einige Unternehmen mit einem möglichen Eintritt in den nordkoreanischen Markt. Besonders gilt dies für Akteure in Südkorea und China, den mit Abstand wichtigsten Handelspartner Nordkoreas. Auch Russland beobachtet die Entwicklungen in der koreanischen Volksrepublik mit wachsendem Interesse. Sein Land sei zu trilateralen Projekten auf der Koreanischen Halbinsel in den Bereichen Infrastruktur und Energie bereit, erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, der bei der Modernisierung der Volksrepublik vorn mit dabei sein will.

Aber auch westliche Unternehmen dürften die politischen Entwicklungen auf der Koreanischen Halbinsel fortan genauer verfolgen – besonders, wenn sie in Südkorea tätig sind. "Letztendlich hängt es von Trump ab, ob die Sanktionen fallen oder nicht", sagt Herwig Schneider, Geschäftsführer des Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) in Wien: "Vorbereitet muss man schon sein. Sonst können die Amerikaner den Zeitpunkt festlegen und sind vielleicht schon da, sollte es eine Öffnung geben."

Inexistenter Handelspartner

Seit die Uno 2006 wegen des nordkoreanischen Atomwaffen- und Raketenprogramms Sanktionen gegen Pjöngjang verhängt hat, ist das kommunistische Land für österreichische Unternehmen als Handelspartner praktisch inexistent. 2017 wurden hierzulande Waren im Wert von einer Million Euro (großteils ätherische Öle und Reinigungsmittel) aus der Volksrepublik importiert. Und so gut wie nichts exportiert. "Anfragen österreichischer Firmen zu Nordkorea an unser Büro gibt es nur sehr wenige (pro Jahr im niedrigen einstelligen Bereich), wobei sich diese fast ausschließlich auf Details zu den Sanktionen beziehen", sagt Martin Glatz, Wirtschaftsdelegierter der Wirtschaftskammer Österreich in Peking.

Als Entwicklungsland mit hohem Industrialisierungsgrad sei das Land für Branchen interessant, die auch in anderen Entwicklungsländer nachgefragt sind: unter anderem Infrastruktur, ländliche Entwicklung, Gesundheit, Verbesserung des Industriesektors. "Gerade bei langfristigen Infrastrukturprojekten könnten österreichische Unternehmen eine Rolle spielen", erklärt Schneider. (Aloysius Widmann, 14.6.2018)