Bremen – Nach Ausstrahlung eines Fernsehbeitrags über einen angeblichen Pädophilen hat es in Bremen laut Polizeiangaben einen Fall von Lynchjustiz gegeben. Mehrere Männer seien der Meinung gewesen, einen in dem TV-Bericht gefilmten Mann erkannt und darin auch Hinweise auf dessen Adresse bemerkt zu haben, teilten die Beamten am Mittwoch mit.

Die Männer hätten sich Zugang zu einem Mehrfamilienhaus verschafft und einen 50-Jährigen durch Schläge schwer verletzt. Die Unbekannten hätten ihr Opfer am Dienstag in dessen Wohnung derart zusammengeschlagen, dass zunächst Lebensgefahr bestanden habe. Inzwischen habe sich der Zustand des Mannes aber verbessert. Die Beamten gingen nach "derzeitigen Erkenntnissen" nicht davon aus, dass in dem Haus überhaupt Menschen mit pädophilen Neigungen wohnen. Sie ermitteln nun wegen eines versuchten Tötungsdelikts.

Nach Angaben der Polizei hatten Reporter in dem zur Mittagszeit ausgestrahlten Beitrag geschildert, wie sie im Internet Kontakt zu vermeintlichen Pädophilen herstellten. Dabei wurde auch ein Mann gefilmt, "dessen Verhalten durch die Reporter als verdächtig beschrieben" worden sei, erklärten sie. Diesen Mann meinten die Täter im Stadtteil Bremen-Nord demnach wiedererkannt zu haben.

Die Polizei verband ihre Mitteilung mit einer scharfen Warnung vor Selbstjustiz. Niemandem stehe zu, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. "Keine Form und kein Anlass für Selbstjustiz sind tolerierbar". Das sei Aufgabe von Polizei und Staatsanwaltschaft. (red, APA, 14.6.2018)