Tokio – Der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe strebt nach dem USA-Nordkorea-Gipfel offenbar ein eigenes Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un an. Die Regierung prüfe derzeit eine Reise Abes nach Pjöngjang im August, berichtete die Zeitung "Sankei Shimbun" am Donnerstag.

Kim habe sich bei seinen Beratungen mit US-Präsident Donald Trump am Dienstag in Singapur offen für ein Treffen mit Abe gezeigt. Abe wolle in direkten Gesprächen mit Kim Fortschritte in der Frage jener Japaner erzielen, die nach Nordkorea verschleppt worden waren. In den 70er und 80er-Jahren ließ Nordkorea nach japanischer Darstellung mindestens 17 Japaner entführen, um sie bei der Ausbildung seiner Spione etwa als Sprachlehrer einzusetzen.

Emotionales Thema

Für viele Japaner sind diese Entführungen ein emotionales Thema. Es belastet die Beziehungen zwischen den beiden Ländern seit langem. Trump hatte das Thema nach eigenen Angaben bei seinem Treffen mit Kim angesprochen.

Abe traf sich am Donnerstag mit Verwandten der Entführten. Er versprach, sich gegenüber Nordkorea für eine Lösung einzusetzen. Ein Gipfel mit Kim wäre "bedeutungslos, wenn er keinen Fortschritt in der Entführungsfrage bringt", sagte Abe.

Die Familienangehörigen ermunterten Abe zu einem aktiven Einsatz für die Verschleppten. "Das ist der Beginn eines Beginns", sagte Shigeo Iizuka, deren Schwester vor vier Jahrzehnten entführt worden war. "Ich würde ihr gerne sagen: 'Gib nicht auf, halt noch ein bisschen durch.'" (APA, 14.6.2018)