Reese Witherspoon in der Erfolgsserie "Big Little Lies".

Foto: ORF/HBO

Wien – Die Serie wurde 16-fach Emmy-nominiert, achtmal auch preisgekrönt sowie mit vier Golden Globes ausgezeichnet: "Big Little Lies" mit Reese Witherspoon, Nicole Kidman und Alexander Skarsgård in den Hauptrollen reüssierte auf internationalem Parkett und räumte einen Preis nach dem anderen ab, nicht aber beim österreichischen Publikum. Der ORF landete mit der siebenteiligen US-Serie, die sich um die Geschichte dreier Mütter dreht, die in einen Mord verwickelt werden, nämlich einen veritablen Quotenflop.

Die Folgen eins bis drei konnten am 31. Mai noch 193.000, 182.000 und 159.000 Seher verbuchen, berichtete "TV-Media". Eine Woche später erreichten die vierte und die fünfte Episode dann nur mehr 115.000 beziehungsweise 132.000 Seher und einen bescheidenen Marktanteil von fünf Prozent in der Zielgruppe ab zwölf Jahren. Das Finale sahen am Mittwoch in ORF 1 dann 161.000 beziehungsweise 165.000, was einem Marktanteil von jeweils sechs Prozent entspricht.

Keine Akzeptanz beim Publikum

Auf Anfrage des STANDARD erklärt ORF-Film- und -Fernsehchefin Andrea Bogad-Radatz die schlechten Quoten so: "Leider müssen wir immer wieder feststellen, dass die Zuschauer im deutschsprachigen Raum horizontal erzählte Serien auch in Doppelfolgen im Wochenrhythmus nur schwer akzeptieren. In den USA oder skandinavischen Ländern ist das inzwischen üblich und auch erfolgreich." Und: "Eine kurzfristigere Eventprogrammierung wäre uns im ORF lieber gewesen, doch sind wir mit der Planung an den deutschen Sender gebunden."

Jene, die bis zum Schluss durchgehalten haben, seien aber zufrieden gewesen, so Bogad-Radatz: "Das Publikum, das drangeblieben ist, hat die letzte Folge mit 4,7 bewertet, was eine extrem gute Benotung ist, sprich: Das Programm hat sehr gut gefallen."

"Big Little Lies" ist nicht der erste Serienflop, mit dem der ORF konfrontiert ist. In Zeiten von Binge Watching bei Netflix oder Amazon stehen Produktionen, die nicht wie die diversen "C.S.I."-Ableger inhaltlich am Ende abgeschlossen sind, nicht mehr so hoch im Kurs. Im Herbst 2017 fiel etwa die Amazon-Serie "Your Are Wanted" beim Publikum durch, zuvor auch die Erfolgsserie "House of Cards".

Zweite Staffel von "Big Little Lies"

"Big Little Lies" basiert auf dem gleichnamigen Bestseller der australischen Autorin Liane Moriarty. Die TV-Adaption wurde von Regisseur Jean-Marc Vallée nach einem Drehbuch von David E. Kelley ("Emergency Room") für den US-Sender HBO realisiert. Eine zweite Staffel wird bereits gedreht, sie soll 2019 auf dem Programm von HBO stehen. Im deutschsprachigen Raum war "Big Little Lies" auf Sky zu sehen. Der deutsche Privatsender Vox sicherte sich die Rechte gemeinsam mit dem ORF, konnte die Serie aber einen Tag vor dem ORF ausstrahlen.

Neues Gesicht für ORF 1

Der ORF schraubt derzeit an der Struktur von ORF 1. Der Anteil an US-Serien, die das Programmschema vor allem tagsüber dominieren, soll sukzessive verringert und durch österreichische Produktionen ersetzt werden. Das bekräftigte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz erst wieder vergangene Woche bei der Medienenquete im Wiener Museumsquartier. Was auf jeden Fall kommen soll, ist eine neue Newssendung, die voraussichtlich werktags nach 21 Uhr in ORF 1 ausgestrahlt wird. Als Starttermin ist Anfang 2019 avisiert.

Der Handlungsbedarf ist jedenfalls groß: ORF 1 kam beispielsweise im Mai 2018 nur mehr auf einen durchschnittlichen Marktanteil von 9,3 Prozent in der Zielgruppe ab zwölf Jahren. Im Vergleichszeitraum des Vorjahrs waren es noch 10,1 Prozent. Besserung ist in Sicht, wenn auch nur für kurze Zeit: Die Fußball-Weltmeisterschaft beginnt am Donnerstag. Bis Mitte Juli serviert der ORF 220 Stunden Liveprogramm. (Oliver Mark, 14.6.2018)