Madrid – Spanien wird die Insassen des von Italien abgewiesenen Flüchtlingsschiffes Aquarius genauso wie andere Migranten behandeln. "Sie werden so behandelt werden wie alle Flüchtlinge, die bei uns etwa auf Booten eintreffen", sagte Innenminister Fernando Grande-Marlaska am Donnerstag in einem Radiointerview.

"Wir werden wie immer jeden Fall einzeln prüfen", sagte der Minister. Falls vom Migranten Asyl beantragt werde, werde man untersuchen, ob dieser die gesetzlichen Voraussetzungen erfülle oder ob man einen Ausweisungsprozess einleiten müsse.

Insgesamt 629 Flüchtlinge auf Boot

Die neue sozialistische Regierung Spaniens hatte am Montag die Bereitschaft zur Aufnahme der insgesamt 629 Flüchtlinge bekanntgegeben, nachdem Italien nach Rettungsaktionen am Wochenende der Aquarius die Einfahrt in einen Hafen verwehrt und das Boot zwei Tage lang blockiert hatte. Man habe eine "ethische Antwort" gegeben, sagte dazu Grande-Marlaska. Das Schiff kreuzt seit 2016 regelmäßig im südlichen Mittelmeer und rettet Asylsuchende von seeuntüchtigen Booten.

Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian bot am Donnerstag in einem Gespräch mit seinem spanischen Kollegen Josep Borrell an, jene Menschen aufzunehmen, "die den Kriterien des Asylrechts entsprechen", wie das Pariser Außenministerium mitteilte. Zuvor solle ihre Situation von Beamten des französischen Flüchtlingsamtes in Spanien geprüft werden. Spanien habe dieses Angebot positiv aufgenommen. Wie viele Menschen Frankreich aufnehmen will, blieb in der Erklärung offen.

Bis zu vier Meter hohe Wellen

Mit 106 der Geretteten an Bord steuerte die Aquarius am Donnerstag östlich von Sardinien weiterhin die ostspanische Küstenstadt Valencia an. Bis zu vier Meter hohe Wellen machten Migranten und Helfern auf dem Rettungsschiff zu Schaffen, wie SOS Mèditerranée auf Twitter mitteilte. Die Route des Schiffs wurde am Donnerstag wegen schlechter Wetterbedingungen geändert.

Weil es auf dem Außendeck zu gefährlich geworden sei, hätten sich alle Männer, die zuvor dort ausharrten, in der Nacht ins Innere des Schiffs begeben müssen. Viele litten an der Seekrankheit. Am Donnerstag befand sich das Schiff im Osten von Sardinien.

Neben den 106 Geretteten an Bord der Aquarius waren die übrigen Flüchtlinge an zwei andere Schiffe der italienischen Küstenwache abgegeben worden, die ebenfalls Valencia ansteuern und den Hafen laut Plan am Samstag erreichen sollten.

Was mit den 40 Überlebenden eines Flüchtlingsunglücks an Bord des US-Marineschiffs Trenton geschieht, war am Donnerstag weiter unklar. Die Position des Schiffs Donnerstagfrüh in unmittelbarer Nähe der sizilianischen Hafenstadt Augusta könnte aber darauf hinweisen, dass sie in Italien an Land gehen könnten. Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch hatte sich geweigert, die Leute an Bord zu nehmen, weil ihnen ebenfalls die Absage Italiens droht. Die übrigen Flüchtlinge waren an zwei andere Schiffe abgegeben worden, die ebenfalls nach Valencia unterwegs sind. (red, APA, 14.6.2018)