Das der Zeitung zugespielte Foto zeigt einen Berg von ineinander verschlungenen menschlichen Körpern, eine grässliche Skulptur des Todes. So muss es in den Gaskammern von Auschwitz ausgesehen haben, nachdem alles vorbei war. Irgendwo unter den 71 (!) Leichen im Laderaum des Lastwagens waren auch vier Kinder.

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Man kann sich nicht vorstellen, wie es ist, zu ersticken. Irgendwann haben die meisten von uns "Wer kann länger die Luft anhalten" gespielt. Aber kein Lebender weiß, wie es ist, wenn man keine Luft mehr kriegt. Endgültig keine Luft mehr kriegt. Schreien und Trommeln half nichts. Der Befehlsempfänger im Führerhaus fuhr einfach weiter. Man hatte ihm befohlen, ja nicht anzuhalten, was immer passiert. Er gehorchte. Das ist nicht "unfassbar", wie es gerne in bestimmten Zeitungen heißt, oder gar "teuflisch", es ist Teil der menschlichen Natur. Es kommt relativ oft vor. Blinder, stupider, verbrecherischer Gehorsam. Auch das kennt man aus Kriegsverbrecherprozessen.

Die Befehlsempfänger waren drei Rumänen, der Kopf ein Afghane. Der war mit einem kleinen Vermögen aus Afghanistan nach Ungarn gekommen, ein Internet-Café lief nicht, da wurde er Schlepperboss. Unter seiner Aufsicht wurden 71 Menschen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan in einen Kühllaster gestopft.

Er und die drei anderen Hauptangeklagten erhielten jetzt 25 Jahre Haft. Im heutigen Ungarn ist anzunehmen, dass sie sehr, sehr lange in der Gefängniszelle sitzen werden. Aber die 71 sind im Grab. Für immer. (Hans Rauscher, 14.6.2018)