Österreichs Handball-Teamchef Patrekur Jóhannesson: "Die Spieler waren verkrampft. Ich habe ihnen Mut gemacht."

Foto: APA/Hochmuth

Auch der Harder Gerald Zeiner ist dafür verantwortlich, dass Österreich nach dem Abgang einer Goldenen Generation weiter erfolgreich ist.

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Wien – Im österreichischen Handball herrscht eine Euphorie, die quasi kein Ende nehmen will. Mit der Qualifikation für die WM 2019 in Deutschland und Dänemark prolongiert der Handballbund (ÖHB) ein Jahrzehnt im Zeichen des Erfolges. Sieben von elf Welt- und Europameisterschaften seit 2010 fanden und finden mit Österreich statt.

"Drei Großereignisse hatten wir aber noch nie hintereinander. EM 2018, WM 2019, Heim-EM 2020. Unglaublich, das muss man einmal sacken lassen", sagt ÖHB -Generalsekretär Bernd Rabenseifner dem Standard. Starke Handballnationen wie der WM-Dritte Slowenien, Polen oder Tschechien scheiterten im Playoff.

Mentale Qualität

"Das zeigt, wie schwer es ist, eine WM zu erreichen." Die WM-Teilnahme garantiert dem ÖHB eine optimale Vorbereitung auf die zweite Heim-EM nach 2010. "Die Mannschaft kann weiter Erfahrung sammeln, bei der WM haben wir keinen Druck." Auffällig ist, dass sich Österreich in jüngster Vergangenheit in entscheidenden Quali-Spielen fast immer durchsetzte.

"Das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft ist sehr gut. Das ist Gold wert", sagt Rabenseifner. Der Isländer Patrekur Jóhannesson ist seit sieben Jahren ÖHB-Teamchef, eine Kontinuität auf der Trainerbank, die in Teamsportarten hierzulande ihresgleichen sucht. Nach einer desaströsen ersten Hälfte im Heimspiel gegen Weißrussland fruchtete seine Kabinenpredigt, Österreich siegte 31:26 (gesamt 59:54).

Rosige Zukunft

"Die Spieler waren verkrampft. Ich habe ihnen Mut gemacht. Es ist nur Handball, nur ein Spiel", sagte der Isländer. Der Trainer hat bereits die Heim-EM 2020 im Blick. Den Generationswechsel hat er geräuschlos und erfolgreich gestaltet. 2015, bei der letzten WM-Teilnahme, kamen die Kaderspieler noch auf 1440 Länderspiele, nun sind es keine 800. "Das Team ist jung, aber hungrig."

Auf dem Erfolg will sich der Verband nicht ausruhen, bis zur Heim-EM gibt es viel zu tun. Der ehemalige schwedische Weltklasse-Goalie Mattias Andersson bleibt Tormann-Trainer, ein Athletik-Coach soll in den kommenden zwei Jahren das Team körperlich kräftigen. Derzeit installiert der ÖHB acht Landesausbildungszentren, aus denen pro Jahrgang zumin- dest drei Spieler den Sprung ins A-Nationalteam schaffen sollen. Rabenseifner orientiert sich am ÖFB und seinen Nachwuchsprojekten vor der EURO 2008.

Die Heim-EM mit erstmals 24 Nationen veranstaltet Österreich gemeinsam mit Norwegen und Schweden. Dort ist das Ziel mit dem Einzug in die Hauptrunde klar definiert. Ein Platz unter den Top 10 wie bei der Heim-EM 2010 (Rang neun) könnte sogar für die Teilnahme an einem der Qualifikationsturniere für Olympia in Tokio im selben Jahr reichen. "Das wäre", sagt Rabenseifner, "das Tüpfelchen auf dem i." (Florian Vetter, 14.6.2018)