Bonn – Ein Indiz dafür, dass Nilhechte (Mormyridae) ihre elektrischen Organe nicht nur zur Orientierung, sondern auch für die artinterne Kommunikation nützen, lieferte ein Experiment, vom dem die Universität Bonn berichtet. Dafür konfrontierten Forscher einen echten Nilhecht mit einem Imitat.

Dabei handelte es sich um einen Roboterfisch aus Gummi, dessen Schwimmrichtung sich fernsteuern lässt. Die Attrappe verfügt über zwei Empfänger-Elektroden, mit denen sie die elektrischen Signale von Nilhechte registrieren kann. Zwei Sender-Elektroden ermöglichen es ihr zudem, selbst Spannungspulse abzustrahlen.

Der Versuchsaufbau: Ein ferngesteuerter Wagen bewegt die Fischattrappe mittels magnetischer Koppelung. Der Nilhecht reagiert auf Spannungspulse der Attrappe (grau) mit Echos (blau).
Illustration: Arbeitsgruppe von der Emde/Universität Bonn

Anschließend setzten die Forscher um Gerhard von der Emde die Attrappe zu einem echten Nilhecht ins Wasser und warteten ab, was sich tun würde. Wie sich zeigte, hing das ganz davon ab, was die Attrappe tat: Schwamm sie hin und her, ohne dabei Spannungspulse abzugeben, wurde sie weitgehend ignoriert. Erzeugte sie hingegen die für Nilhechte typischen Elektrosignale, wurde sie für den Mitbewohner deutlich interessanter. Dieser folgte ihr dann beispielsweise durchs Aquarium.

Und damit nicht genug: Nilhechte senden ständig solche Pulse aus, immer wieder von kürzeren oder längeren Pausen unterbrochen. Die Forscher vergleichen das Ergebnis mit einer chaotisch anmutenden Morsebotschaft. Ahmte der Roboter die "Morsebotschaften" des echten Fischs nach und erzeugte rund 20 Millisekunden nach jedem Puls des Nilhechts ebenfalls ein Signal, zeigte dies Wirkung: "Durch dieses 'Echo' zeigte der Hecht jetzt erst Recht an der Attrappe Interesse und schwamm zum Beispiel direkt auf sie zu", sagt der Bonner Zoologe Martin Worm. Außerdem passte der Fisch nun seinerseits seine Elektro-Signale an die der Attrappe an.

Aus der unregelmäßigen Abfolge von Pulsen wurde ein regelmäßiges Hin und Her – wie bei einem Ballwechsel zweier Tennisspieler. Etwa ein bis zwei Sekunden dauerte diese Synchronisation, die auch schon in der freien Natur beobachtet wurde. "Wir nehmen an, dass sich Fische auf diese Weise ganz gezielt an andere Schwarm-Mitglieder richten, um sich mit ihnen auszutauschen", vermutet von der Emde. (red, 15. 6. 2018)