Taxi!

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Wer mitten in der Nacht in Moskau ein Taxi braucht, sollte ein gelbes nehmen, wo auch groß Taxi draufsteht. Nicht ein weißes, blankes Auto, wo Buchstaben nur auf dem Nummernschild zu sehen sind. Aber der Herr, der an der Vordertüre lehnte, war sehr freundlich und hat relativ vertrauenserweckend ausgeschaut. Er sagte "Taxi", zeichnete die Zahl 2000 mit seinem Zeigefinger in die Luft, dabei handelte es sich, so der messerscharfe Schluss, um Rubel, also den Preis. Und schon war man als hoffnungsloser Naivling überrumpelt.

Vielleicht hatte er ja nur vergessen, die Karosserie zu übermalen. Das Taxischild könnte bei einem Überholmanöver weggeflogen sein, kommt ja auch in Österreich dauernd vor. Zur Beruhigung: Die Geschichte ist überhaupt nicht schlecht ausgegangen, okay, er war zwischendurch tanken und fand das in der Einöde liegende Hotel Gravor nur nach einigen Anrufen. Das Navi dürfte die Bude nicht gekannt haben, was aber nachvollziehbar ist, in diese Unterkunft will man eigentlich nicht. Die Geschichte ist extrem unspektakulär, aber bei jedem Auslandsaufenthalt sollte eine Anekdote übers Taxifahren dabei sein. Eh nur eine. Die WM hat begonnen, Russland ist ein riesiges Land, gekickt wird in elf Städten und zwölf Stadien.

Leider überschneiden sich die Termine, zeitlich wie geografisch. Im Medienkanal wird alle paar Minuten aktualisiert, es gibt neben den Matches ungefähr 30 Trainings und zwei Dutzend Pressekonferenzen am Tag. Das Problem ist: Es ist unmöglich, gleichzeitig in Kasan, St. Petersburg, Sotschi und Moskau zu sein. 2022 in Katar wird das einfacher, das Land passt 1.500-mal in Putins Reich. Da kann man weiße Taxis nehmen. (Christian Hackl, 14.6.2018)