Cristiano Ronaldo hat noch einen Auftrag.

Foto: APA/AP Photo/Manu Fernandez

Sotschi – Vor dem freitägigen iberischen Derby mussten die Spanier sich selbst zur Geschlossenheit motivieren. "Mehr denn je", sagte Barcelonas Gerard Piqué. Immerhin hat sich der amtierende Teamchef schon in Russland als neuer Real-Chef geoutet, worauf der Verband diesen vorauseiligen Julen Lopetegui ins Out geschickt hat, wo er am Donnerstag in Madrid offiziell als Königlicher präsentiert wird. Sportdirektor Fernando Hierro, einst torgefährlicher Eisenfuß, übernahm fliegend. Und sagte: "Wir haben keine Zeit, uns selbst zu bemitleiden."

Iberisches Derby

Immerhin geht es ja nun gegen jene lusitanischen Verwandten, die sich eng um ihren Allzeitbesten mit der Rückennummer 7, Cristiano Ronaldo, geschart haben. Nicht dass diese WM 2018 die letzte Möglichkeit der Portugiesen wäre, dem Titel nahe zu kommen. Für CR7 – wie man den Spielerroboter von der schönen Insel Madeira auch nennt – aber definitiv mit seinen mittlerweile auch schon 33 Jahren. Das macht ihn gefährlich. Und mit ihm wohl die Seinen.

Zum vierten Mal seit Deutschland 2006 probiert er es nun schon. Europameister ist er auch schon (trotz des neuen Mattersburger Tormanntrainers Robert Almer), fünf Champions-League-Trophäen hat er daheim, fünf nationale Meistertitel. Jetzt geht es ans große Eingemachte. "Die Welt schaut zu", twitterte er, denn reden tut er ja im Moment nicht, "lass uns an die Arbeit gehen."

Ein sehr hoher Favorit ist Portugal natürlich nicht. Aber, so CR7 mit beabsichtigt drohendem Unterton: "Wir werden dasselbe tun wie 2016 – bis zum Ende kämpfen und sehen, was passiert." Damals, in Frankreich, wurde man (Almer zum Trotz) Europameister. Sein Mittelfeldkollege Manuel Fernandes von Lok Moskau relativiert ein wenig: "Das Hauptziel ist, die Gruppe zu überstehen." Lässt sich aber doch mitreißen vom Chef, denn: "Von da an ..."

Jedes zweite Quali-Tor von Ronaldo

João Mário, Midfielder hinter Marko Arnautovic bei West Ham, weiß aber auch, dass das Überragende an CR7 allein nicht reichen wird gegen den großen iberischen Bruder: "Portugal gegen Spanien sind immer besondere Spiele. Wir müssen unser Bestes abrufen, und ich bin mir sicher, dass die ganze Mannschaft eine großartige Leistung zeigen wird. Nicht nur Cristiano."

Ohne ihn wird es freilich nicht gehen. Von den 32 Toren in der Qualifikation erzielte dieser Ronaldo gleich 15. Er ist, gewissermaßen, warmgeschossen. Bei den 13 bisherigen Endrundenspielen kam er allerdings erst auf drei. Seine erfolgreichste WM spielte er als ganz Junger. 2006 in Deutschland scheiterte Portugal erst im Halbfinale an Frankreich.

Frustbewältigung

Und nachzuholen hätte der Größte der Großen unter den Schönsten der Schönen ja auch noch was. Das EM-Finale vor zwei Jahren gegen Frankreich musste er verletzungsbedingt schon nach einer halben Stunde verlassen. In Tränen aufgelöst. Den Siegestreffer erzielte Éder. Auch beim 3:1 im heurigen Champions-League-Finale stand nicht er, der logische Mittelpunkt, im Mittelpunkt.

Sein Namensvetter aus Brasilien, zweifacher Weltmeister immerhin (1994, 2002), beschreibt das so: "Wenn er einmal nicht in einem Spiel trifft, ist er total verärgert und frustriert. Vor so einer Einstellung ziehe ich den Hut." So eine Einstellung brennt aber auch darauf, dass irgendjemand büßen muss für allfällige vorangegangene Frustrationen. Und Nachbar Spanien käme da gerade recht. (sid, wei, 14.6.2018)

WM in Russland, Gruppe B, Freitag

Portugal – Spanien
Sotschi, 20 Uhr, live ORF 1, SR Rocchi (ITA)

Mögliche Aufstellungen:

Portugal: 1 Rui Patricio – 21 Cedric, 3 Pepe, 6 Fonte, 5 Raphael Guerreiro – 11 Bernardo Silva, 14 William Carvalho, 8 Moutinho, 16 B. Fernandes – 17 Guedes, 7 Ronaldo

Ersatz: 12 Lopes, 22 Beto – 2 B. Alves, 13 Ruben Dias, 15 Ricardo, 19 Mario Rui, 4 M. Fernandes, 10 J. Mario, 23 Adrien Silva, 9 Andre Silva, 18 Gelson, 20 Quaresma

Teamchef: Fernando Santos

Spanien: 1 De Gea – 4 Nacho, 3 Pique, 15 Ramos, 18 Alba – 10 Thiago, 5 Busquets – 21 Silva, 22 Isco, 6 Iniesta – 19 Diego Costa

Ersatz: 13 Arrizabalaga, 23 Reina – 12 Odriozola, 14 Azpilicueta, 16 Monreal, 7 Saul Niguez, 8 Koke, 20 Asensio, 9 Rodrigo, 11 Lucas Vazquez, 17 Aspas

Fraglich: 2 Carvajal (Oberschenkelverletzung)

Teamchef: Fernando Hierro

Mitposten:

Liveticker Portugal vs. Spanien, ab 20 Uhr

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