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9. Juni 2016: Russische Hooligans randalieren während des EM-Spiels der Sbornaja gegen England auf den Tribünen des Stade Vélodrome in Marseille.

Foto: AP / Thanassis Stavrakis

Cristiano Ronaldo kniet blutend auf dem Boden, neben Lionel Messi steckt eine IS-Fahne im Staub – mit drastischen Fotomontagen stimmte die Terrormiliz "Islamischer Staat" im Oktober 2017 auf die WM ein. Für das Turnier könne es "keine Sicherheit" geben. Das versprachen gleichsam auch Hooligans. In Foren war von einer "Operation Mundial" zu lesen, von Ausschreitungen also, die jene der russischen Gewalttäter vor zwei Jahren während der EM in Frankreich deutlich in den Schatten stellen sollen.

"Ich kann Ihnen versichern, dass wir im Vorfeld alle denkbaren Aspekte in Betracht gezogen und alle möglichen Bedrohungen thematisiert haben", sagte WM-Organisationschef Alexej Sorokin. Die Fans könnten in den kommenden Wochen die "richtige Balance zwischen Sicherheit und Freiheit" erwarten. Auch vor den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi und dem Confed Cup 2017 hatte es Befürchtungen gegeben, am Ende liefen die Events fast problemlos ab.

Die Herausforderungen bei der WM sind jedenfalls gewaltig. Wegen der Beteiligung an den Kriegen im Irak und in Syrien steht Russland im Fokus des IS, der im Nordkaukasus durchaus aktiv ist. In der Vergangenheit war es immer wieder zu Anschlägen gekommen. Am Flughafen Moskau-Domodedowo starben im Jänner 2011 37, in St. Petersburg im April 2017 16 Menschen.

"Die durchgeführten Maßnahmen sind beispiellos und wurden seit langer Zeit geplant. Sie basieren auf unseren Erfahrungen mit solchen Großereignissen, ebenso aber haben wir uns auch internationale Erfahrungen angesehen", sagte Alexej Lawritschew, der zuständige Einsatzleiter des Geheimdienstes FSB.

Bis zum 25. Juli ist in den Häfen nahe der elf WM-Städte beispielsweise die Einfuhr potenziell gefährlicher Waren untersagt. Die Flugverbotszonen wurden erweitert, vor allem rund um die Stadien, aber auch für die Hotels und Trainingsstätten der 32 Teams. Das Verteidigungsministerium hat Antidrohnensysteme eingerichtet, die zum Teil schon in Syrien eingesetzt wurden. Störsender sollen dafür sorgen, dass keine Bomben per Drohne auf die Stadien geworfen werden können. Für den Fall der Fälle steht das Militär bereit.

Weltverbandspräsident Gianni Infantino ist voller Vertrauen in die russischen Behörden. "Jeder Fan, der nach Russland kommt, wird in einer sicheren Umgebung willkommengeheißen. Wenn jemand nach Russland kommen will, um Ärger zu machen, sollte er besser zu Hause bleiben", sagte der Schweizer.

Die größte Gefahr birgt ohnehin das Gewaltpotenzial innerhalb des Landes. Erst im Februar war ein Polizist bei Krawallen russischer Hooligans vor der Europa-League-Partie zwischen Athletic Bilbao und Spartak Moskau an einer Herzattacke gestorben.

Die Behörden haben zahlreichen registrierten Hooligans bereits einen Besuch abgestattet, die Maßnahmen reichen von Einschüchterung bis zu vorbeugender Haft. Mehrere bekannte Krawallmacher sollen sich zudem schriftlich verpflichtet haben, während der WM nicht in Erscheinung zu treten.

Alexander Schprygin, der seit der EM sattsam bekannte Boss der gewaltbereiten russischen Fans, hatte versucht, sich Zutritt zum Eröffnungsspiel zu verschaffen. Die Fan-ID – eine obligate Chipkarte, die erst nach einem ausführlichen Check erstellt wird, wurde ihm allerdings verweigert. Schprygins Mentor, der Duma-Abgeordnete Igor Lebedew – der Sohn des rechtsextremen Ultranationalisten Wladimir Schirinowski hat einmal sogar eine eigene WM der Hooligans angeregt -, hielt den Ball vor dem Turnier flach.

Strenge Gesetze – Geldstrafen von umgerechnet 750 Euro, sieben Jahre Stadionverbot oder 15 Tage Haft – sollen zudem hinreichend abschrecken. (sid, lü, 15.6.2018)