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Dass der fromme Wunsch kein solcher bleibt, dafür sollen strengere Abgaswerte und Testmethoden bei den Autos sorgen. Das ist zumindest eine der positiven Folgen von Dieselgate.

Foto: Reuters / FABIAN BIMMER

Eine Milliarde Euro und kein bisschen Drama. Volkswagen sorgt wieder für Gesprächsstoff. Und das auch an der Börse. Der Umstand, dass die Staatsanwaltschaft in Braunschweig dem deutschen Autobauer in der Dieselaffäre ein Bußgeld in der genannten Höhe aufgebrummt hat, sorgt dort eher für Erleichterung. Auch wenn es sich um eine der höchsten Geldstrafen handelt, die jemals in Deutschland einem Unternehmen auferlegt worden sind, gaben die Aktien von VW kaum nach. Investoren haben mit mehr gerechnet, VW sei glimpflich davongekommen, lautet die Einschätzung.

Zweieinhalb Jahre sind nun seit dem Auffliegen der Dieselmanipulationen bei VW vergangen. Echten wirtschaftlichen Schaden hat der Wolfsburger Konzern nicht genommen – die Kassa stimmt. 2017 hat VW das operative Ergebnis von 7,1 auf 13,8 Milliarden Euro verdoppelt und den besten Wert der Unternehmensgeschichte erzielt. Nach Steuern blieben unterm Strich 11,6 Milliarden Euro Nettogewinn.

Vergleichsweise niedrige Summe

Dass es sich bei der eben verhängten Milliarde tatsächlich um eine vergleichsweise niedrige Summe handelt, verdeutlicht der Umstand, dass der VW-Konzern insgesamt 25 Milliarden Euro zur Bewältigung der Dieselaffäre beiseitegelegt hat. Der Großteil des Geldes fließt in die USA. In Deutschland und Europa musste das Unternehmen keine größeren Strafen bezahlen.

Die Baustelle USA ist mit der Zahlung von über sieben Milliarden Dollar an Entschädigung an Kunden weitgehend bereinigt, die Aufarbeitung des Dieselskandals ist allerdings noch lange nicht abgeschlossen. VW hat es tausende Gerichtsverfahren weltweit eingebracht.

Die juristischen Folgen werden den Konzern noch Jahre beschäftigen. Anklagen gibt es bisher nicht. Sehr wohl aber strafrechtliche Ermittlungen gegen 49 Manager und Exmanager in Deutschland wegen des Anfangsverdachts des Betrugs und wegen Marktmanipulation. Und Kunden begehren Entschädigungen durch Sammelklagen in Österreich und Deutschland.

Vor Gericht auf eigene Faust

Zahlreiche Autobesitzer, die einen manipulierten VW fahren, versuchen auch allein ihr Glück. Manche Gerichte entschieden, dass die Manipulationen keine Pflicht zur Kaufpreiserstattung bedeuten, andere sehen das anders. Erst jüngst sprach das Handelsgericht Wien einer Frau, die 2012 um 26.500 Euro einen Golf mit Tageszulassung gekauft hatte, nicht rechtskräftig rund 29.000 Euro (mit Zinsen) zu.

Allerdings steht VW schon lange nicht mehr allein als der böse Schummler im Rampenlicht. Nacheinander kippten die Dominosteine, Dieselgate weitete sich auch auf andere Hersteller aus. Die VW-Tochter Audi, Porsche, BMW – alle stehen sie unter Verdacht, ebenfalls unzulässige Abschalteinrichtungen eingebaut zu haben. Inwieweit diese illegal sind, darüber gehen die Ansichten von Herstellern und Behörden auseinander.

Zwangsrückruf auch bei Daimler

Erst dieser Tage wurde – wie berichtet – auch Daimler vom deutschen Verkehrsminister zu einem Zwangsrückruf von europaweit 774.000 Fahrzeugen verdonnert, 18.000 davon in Österreich. Vom VW-Rückruf sind weltweit mit allen Konzernmarken über zehn Millionen Fahrzeuge betroffen. Ein immenser Aufwand für alle Beteiligten. Abgeschlossen ist auch dieser Part noch nicht.

Opel hat bisher weder mit Ermittlungen noch mit einem Pflichtrückruf zu tun. Vorermittlungen wurden eingestellt. Mit fragwürdigen Abgaswerten ist auch Fiat-Chrysler aufgefallen. Was die deutschen Hersteller betrifft, könnten weitere Bußgelder drohen. Auch die Stuttgarter Staatsanwaltschaft prüft derzeit. Ermittelt wird dort auch gegen den Zulieferer Bosch. (rebu, 15.6.2018)