Zwar steht oft schon lange im Vorhinein der Umzugstermin fest – auf die Suche nach einem Umzugsunternehmen begeben sich viele Übersiedler aber viel zu spät, kritisiert die Expertin.

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Zwar war vorab fix ausgemacht worden, wie viel für den Umzug durch die Möbelfirma bezahlt werden soll. Am Umzugstag selbst kam aber alles anders. Da kamen die Möbelpacker erst einmal viel zu spät. Dann standen sie zu viert statt zu zweit vor der Tür. "Damit es schneller geht", meinten sie. Am Ende kostete der Umzug plötzlich ein Vielfaches vom vereinbarten Preis. Geschichten wie diese hört Katarina Pokorny, Fachgruppenobfrau der Wiener Kleintransporteure, immer wieder.

Zum Bankomat begleitet

Mitunter würden die Umzugskosten plötzlich in die Tausende gehen. "Und diese Preise werden oft auch bezahlt", so Pokorny. Eine Betroffene sei sogar zum Bankomat begleitet worden, wo sie 2500 Euro abheben musste. "Wenn man sich weigert zu bezahlen, dann kann es dazu kommen, dass die Kunden bedroht oder genötigt werden", berichtet Pokorny. So werde beispielsweise versucht, die Kunden abzuzocken, wenn ihre Möbel noch im Umzugstransporter sind.

Polizei rufen

Wenn nicht gezahlt wird, so die Drohung, dann werden die Möbel nicht rausgerückt. "In einer solchen Situation empfehlen wir, die Polizei zu rufen", sagt die Fachgruppenobfrau. "Das Über-den-Tisch-Ziehen von Kunden hat in den letzten Monaten überhandgenommen", klagt sie. Und vermutet dahinter ein System von einigen wenigen Unternehmen. "Ein Teil der Kunden beschwert sich nicht, sondern zahlt", so Pokorny.Eine Häufung von Beschwerden wird beim Verein für Konsumenteninformation derzeit nicht bemerkt. Bei Beschwerden gehe es aber meist um Umzugsfirmen mit Dumpingpreisen. Kunden wird dann der Ursprungsauftrag mit ausgebessertem, höherem Preis vorgelegt, erklärt VKI-Expertin Maria Ecker. Viele unterschreiben diesen auch: "Da kann man dann nichts mehr machen."

Blick ins Impressum

Damit es gar nicht so weit kommt, rät die Fachgruppe "dringend" von "Billigsdorferofferten im Internet" ab. Die Google-Suche nach einem Umzugsunternehmen wirft unzählige Angebote aus, bei der für zwei Mann inklusive Lkw pro Stunde 25 Euro verlangt werden – ein Preis, der auch beim VKI als nicht realistisch erachtet wird. Fachgruppenobfrau Pokorny empfiehlt bei der Onlinerecherche einen Blick ins Impressum. Oftmals stecke hinter mehreren Billiganbietern ein und dasselbe Unternehmen. Der nächste Schritt: "Bestehen Sie auf einer Vor-Ort-Besichtigung und einem Kostenvoranschlag. Und wenn sich ein Unternehmen weigert, dann Finger weg." Die Billiganbieter werben oft damit, dass keine Besichtigung notwendig ist.

Pokorny rät dazu, sich bei der Besichtigung genau zu notieren, was vereinbart wird – und sich das Protokoll unterzeichnen zu lassen. Ein seriöses Unternehmen liefere vorab einen Kostenvoranschlag – wobei sowohl die Abrechnung nach Stunden als auch ein Pauschalpreis gängig sind. Zuschläge – etwa für einen fehlenden Aufzug – sind grundsätzlich erlaubt, diese müssten aber realistisch sein.

Wenig Zeit für Recherche

Pokorny betont, dass die Fachgruppe kontaktiert werden kann, wenn man vorab Informationen zu einem Unternehmen einholen will. Seit knapp einem Jahr gibt es außerdem ein Gütesiegel für das freie Gewerbe der Kleintransporteure. Unter den bisher zehn zertifizierten Unternehmen sind drei Übersiedelungsunternehmen.Ganz aus der Pflicht nehmen will Pokorny die Konsumenten nicht: "Die meisten lassen sich zu lange Zeit." Meist wisse man vom bevorstehenden Umzug lange im Vorhinein. Oft werde aber erst kurz vorher mit der Suche nach einem Umzugsunternehmen begonnen. Für Vergleichsangebote sei es dann mitunter zu spät. (Franziska Zoidl, 19.6.2018)