Schwer beschädigt: Horst Seehofer und Angela Merkel.

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Nie kommst du mit. Nie. Immer machst du dein Ding. Aber heute gehst du mit zum Kaffee bei Oma. Wenn du es nicht tust, dann ist es aus. Es gibt Beziehungen, da steht man eines Tages an diesem Punkt, und der sagt dann viel aus über Enttäuschungen, nicht eingelöste Versprechungen und den Grad der Zerrüttung. Angela Merkel und Horst Seehofer sind dort jetzt angelangt – auch wenn sie nie eine Liebesbeziehung hatten, sondern bloß eine Zweckgemeinschaft, weil sie eben CDU-Chefin ist und er CSU-Vorsitzender.

Bei der CSU liegen die Nerven blank, nicht nur wegen der Landtagswahl. Man kann vieles, aber nicht alles auf diesen Urnengang im Herbst schieben, bei dem die AfD in den bayerischen Landtag kommen will. Seit Jahren will die CSU eine deutlich restriktivere Asylpolitik als Merkel. Zunächst hat sich der Streit an der Obergrenze entzündet. Man erinnere sich an das Wüten Seehofers, an seine Aussage von einer "Herrschaft des Unrechts" und die Drohung, vor das Verfassungsgericht zu ziehen.

Alter Streit

Sie haben sich – um der Bundestagswahl willen – zusammengerauft. Aber jetzt ist der alte Streit wieder da, diesmal geht es um die Zurückweisung von bereits in der EU registrierten Flüchtlingen. Dennoch überraschen die Wucht und die Geschwindigkeit, mit der die CSU – pardon – ausgeflippt ist. Diese Eskalation hat nichts mit dem Inhalt zu tun, Seehofer und die Seinen wollen sich einfach durchsetzen. Jetzt. Sofort. Gleich. Koste es, was es wolle, auch Merkels Kanzlerschaft. Die Drohgebärden sollen Stärke demonstrieren und sind doch nur ein Zeichen der Schwäche. Glaubt man in der CSU ernsthaft, ein solches Vorgehen würde nur die CDU und Merkel beschädigen, man selbst wäre der strahlende Sieger?

Keine Frage: Man kann nachvollziehen, dass die CSU von Merkels Laissez-faire die Nase voll hat, und man kann Merkel auch sehr wohl vorwerfen, dass sie ihren Weg viel zu stur geht und längst nicht alle mehr folgen wollen. Aber wer so draufdrischt wie Seehofer, CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der erreicht möglicherweise, dass sich die Reihen um den Gegner – und das ist Merkel, so weit ist es gekommen – wieder enger schließen.

Bereits jetzt sind beide, Merkel und Seehofer, schwer beschädigt. Und dennoch müssen sie übers Wochenende eine Lösung finden. Denn es geht hier eben nicht nur um irgendein Paar, dessen Zeit vorbei ist, sondern um die Führung eines Landes. Wer eigentlich damit befasst ist, sollte sich anders benehmen. (Birgit Baumann, 15.6.2018)