Na hoffentlich war das kein böses Omen Richtung Audi: Knapp vor dem Hauptereignis, der Enthüllung des Q8 beim Brand Summit 2018 im OCT-Freizeitpark-Gelände unten am Ufer der Shenzhen-Bucht, haben die Veranstalter die versammelte angereiste Journaille noch rasch in ein nahegelegenes ufoartiges Gebäude geführt, drinnen u. a. der mit den jungen Part-Time-Scientists entwickelte Mondrover. Ganz oben ganz hinten schenkte ein Kuka-Roboter perfekt Ayinger-Weißbier ein. Kuka, dieses Juwel deutschen Technik-Ingeniums, gehört seit 2016 den Chinesen ...

Der mit den jungen Part-Time-Scientists entwickelte Mondrover.
Foto: Andreas Stockinger

Rasch den Gedanken verscheuchen, das Ayinger genießen und rüber zur Weltpremiere. Es füllt sich die Halle. Der Hintergrundmusikus sucht zehn Minuten lang nach einer zweiten Taste auf seiner Orgel. Findet sie nicht. Vorne flammt der Schriftzug "Die Zukunft beginnt heute" auf (in dessen inselsächsischer Übersetzung freilich. Audi scheut jedes deutsche Wort); große Bühne!, gut, dass wir dabei sind, man verpasst ja ungern was, die Zukunft schon gar nicht. Und dann füllt auch schon ein Klangteppich für Taubstumme den Raum. Das Zwerchfell bebt zwei Stunden nach.

Höhepunkt des Audi Summit in Shenzhen war das Q8-Debüt.
Foto: Audi

Schemenhaft haben wir dennoch mitbekommen, was unter Audis Aviso, eine Stunde lang gehe es um die nächsten paar Jahre der Marke mit den vier Ringen, zu verstehen sei. Die charmante chinesische Zweisprachmoderatorin holt hurtig den Chef auf die Bühne, Rupert Stadler, und der findet berührende Worte: Nach 30 Jahren in China – Audi, nicht er – sei es immer, als käme man heim.

Rupert Stadler vor dem Aicon, es ging ums autonome Fahren.
Foto: Andreas Stockinger

Wir nesteln noch am Taschentuch, da geht's, zack, beim Tempo sind die Bayern die besseren Preußen, im Stakkato weiter. Mitte des Jahrhunderts würden 70 Prozent der Menschheit in Städten leben, darauf sei die elektrifizierte, die Elektromobilität die Antwort. Audis Ziel für 2025 lautet, dann 800.000 mehr oder weniger elektrifizierte Autos zu verkaufen – jedes dritte. 2030 werde jede Audi-Fabrik CO2-neutral produzieren.

Audis Ende Juli startender Top-SUV ist kompakter, sportlicher, teurer als der Q7.
Foto: Audi

Unter erneut ohrenbetäubendem Krawall – ist ja nicht zum Aushalten; bringt mir bitte wer noch ein Ayinger? – rollt der e-tron vor, im selben Kasterl-Camouflage wie am Genfer Salon. Audis erster Batterieelektriker, ein SUV mit 400 km Reichweite, legt heuer noch los, er unterfütterte Stadlers Botschaft gleich mit Fakten.

In diesem Ufo schenkte ein Roboter Weißbier ein und aus.
Foto: Andreas Stockinger

Dann wird's alchemistisch, von quinta essentia ist die Rede: "Zeit, das fünfte Element zu enthüllen", gemeint ist die Studie Aicon, um China Gusto auf das autonome Fahren zu machen. Dort steht man besonders darauf, auch die Behörden forcieren es massiv. So verwandelt man Technologie in Gold.

Abendstern

Die Bühnenshow steigert sich ins Gigantische, Feuerwerk fährt empor, alle Q-Audis fahren vor, und da ist er endlich, der wahre Abendstern, der Q8, ganz in Gold. Aufbruch in eine neue Ära, wie es heißt. Neue Interpretation von Luxus und Komfort. Wichtiger Beitrag im rasantest wachsenden Segment der Welt. "Das nächste Meisterstück von Marc Lichte."

Der Innenraum des Q8.
Foto: Audi

Leider hat der Chefdesigner nur drei Minuten Redezeit, sie reichen grad aus, die "perfekten Proportionen" dank langen Radstands und kurzer Überhänge zu rühmen, die "sportliche Ästhetik, inspiriert vom Ur-quattro". "Wow, a star is born!", flötet die Moderatorin (meint sie Lichte? Den Q8?), das sei die Welt von Audi, Weisheit und Erfindung, und jetzt springt noch eine Göre auf die Bühne, Daya oder so, Schuhe zu groß, Stimme zu klein, und vorbei ist der Zauber. Ganz ehrlich? Gemütbewegende Musik aus dem unerschöpflichen Repertoire abendländischer Klassik wäre die 1000-mal bessere Botschaft gewesen.

Dann hüpfte Daya auf die Bühne, und aus der Ferne noch ein Nach(t)blick auf den Premierentempel.
Foto: Audi

Mit 4,99 m Länge, 2,0 m Breite und 1,71 m Höhe ist der Q8 kürzer, breiter und flacher als der Q7, der Kofferraum fasst 605 bis 1755 Liter. An den Start geht er Ende Juli – wie A8, A7 und A6 – serienmäßig mit Mild-Hybrid-Technologie und einem 3,0-Liter-TDI mit 286 PS. Weitere Motoren folgen zügig, Preise gibt's noch keine. Erster Eindruck? Sieht richtig lässig aus, dieses SUV-Coupé. Wie der Q8 sich fährt, was er alles kann, wissen wir allerdings erst nach der Fahrpräsentation.

Gerade noch nicht fünf Meter lang ist der Q8, und damit kürzer als der Q7 – aber auch flacher.
Foto: Audi

Warum Audi den "Salesbooster" Q8, den Absatzturbo also, gerade in Shenzhen enthüllt, hat gute Gründe. Einerseits gilt die Sonderzonen-Boomtown vor den Toren Hongkongs als das chinesische Silicon Valley, Audi wird sich dort in nächster Zeit wohl ein paar Start-ups einverleiben, andererseits ist das – mehr als die Großräume Peking und Schanghai – immer noch eine ausbaufähige Region in China. Mit Hinterland bis Lhasa. Audi mani padme hum. (Andreas Stockinger, 21.6.2018)

Er soll für gute Absatzzahlen auch in China sorgen, der Q8.
Foto: Audi