Florian Rainer, Jutta Sommerbauer, "Grauzone. Eine Reise zwischen den Fronten im Donbass". € 24,- / 224 Seiten. bahoe books, Wien 2018

Foto: bahoe books,

Längst hat die Zahl der Toten im Ukraine-Konflikt die Zehntausender-Marke überschritten. Der Kampf zwischen ukrainischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten im Donbass ist zu einem zermürbenden Stellungskrieg geworden, in dem es kaum noch Gebietsgewinne gibt, aber auch kaum Hoffnung auf baldigen Frieden.

Die Menschen vor Ort, sie bleiben meist im Schatten des geopolitischen Machtpokers. Ihnen widmen die "Presse"-Redakteurin Jutta Sommerbauer und der Fotograf Florian Rainer ihr Buch "Grauzone – Eine Reise zwischen den Fronten im Donbass". Den Alltag der verbliebenen Zivilbevölkerung leuchten sie dabei ebenso aus wie jenen der Kämpfer auf beiden Seiten.

Das Zusammenspiel der meist kurz gehaltenen Texte und der zahlreichen Bilder von Menschen, verlassenen Häusern, verödeten Landschaften und Industriebrachen setzt stilsicher auf die atmosphärische Wirkung des Gesamteindrucks und lässt es dennoch nicht an Detailgenauigkeit mangeln. Produziert ist das Ganze in "Schweizer Broschur": Der Kartonumschlag klebt nicht am Buchrücken, die Seiten lassen sich dadurch weiter aufklappen, die Fotos kommen besser zur Geltung.

Das Buch ist eine Reise, die einzelnen Kapitel sind Dörfer und Städte. Mit scharfem Blick und viel Sinn fürs Konkrete wird hier beobachtet, wenn die Menschen vom Krieg erzählen, der ihr Leben prägt.

Wer aus Kampfgebieten berichtet, wird rasch auch mit dem Spiegelbild der eigenen Anwesenheit konfrontiert. Gut, dass die Autoren auch das nicht ausklammern: "Es ist unser Schmerz, unsere Misere, unser Unglück, unser Krieg", erklärt ihnen ein ukrainischer Freiwilliger. "Für euch sind wir Affen im Zoo." Ein anderer berichtet von leichten Schussgeplänkeln als abendliche Grüße an die andere Seite. "Kriegsethik" nennt er das. Stationiert ist er im Norden des Konfliktgebiets, in der Kleinstadt Schastia. Auf Deutsch heißt das Glück. Die Katzen und Hunde hier heißen Kugel, Mine und Bombe. (Gerald Schubert, 15.6.2018)