Die Bild versandte eine Push-Benachrichtigung an User.

Foto: screenshot/twitter/jan böhmermann

Inmitten des Asylstreits der deutschen Unionsparteien hat das Satiremagazin "Titanic" mittels eines Tweets eine Falschmeldung verbreitet. Die Nachrichtenagentur Reuters und zahlreiche weitere Medien, darunter die "Bild" und "Focus" berichteten, dass das Unionsbündnis durch die CSU gekündigt wurde. Auch der STANDARD berichtete.

Account umfunktioniert

Der "Titanic"-Redakteur Moritz Hürtgen stellte seinen – verifizierten – Twitter-Account so um, dass er wie ein Profil des Hessischen Rundfunks (hr) aussah. Daraufhin twitterte er, dass das Bündnis laut einer internen Mail gekündigt werde und dass Angela Merkel gegen 15 Uhr eine Pressekonferenz geben würde. Das hatte sofort Konsequenzen, wie die Süddeutsche berichtet – der deutsche Aktienindex Dax rutschte um ein halbes Prozent nach unten und auch der Euro verlor leicht an Wert.

Seehofer kann Bündnis nicht kündigen

Der Vizechef der CSU-Landesgruppe im Bundestag Hans Michelbach hat die Nachricht bald zurückgewiesen. "Ich kann offiziell sagen, dass das Quatsch ist", sagte er Reuters. "Wir wollen die Fraktionsgemeinschaft (mit der CDU) und die Koalition erhalten", hieß es weiter. Seiner Partei gehe es um Sachlösungen im Flüchtlingsstreit. Überhaupt könne der deutsche Innenminister Horst Seehofer das Bündnis gar nicht kündigen – dafür bräuchte es einen Vorstandsbeschluss.

Hürtgen twitterte weniger als eine Stunde später die Auflösung: "‘hr Tagesgeschehen‘ empfiehlt allen politikinteressierten Bürgern eine Titanic-Goldmitgliedschaft". Reuters und andere Medien hatten zu einem großen Teil ihre Berichte bereits revidiert. Der abgestürzte Aktienindex tue Hürtgen leid, wie er auf Twitter schreibt. Auch Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, fiel auf den Satire-Tweet herein und fragte im Deutschen Bundestag nach. (red, Reuters, 15.6.2018)