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Uruguay hatte einen klaren Matchplan: Irgendwann einen reinwuchten. Ist aufgegangen.

Foto: Reuters/DAMIR SAGOLJ

Den ersten Tiefschlag im am weitesten östlich gelegenen Spielort der Endrunde setzten die Ägypter. Superstar Mohamed Salah, im Champions-League-Finale gegen Real Madrid an der Schulter verletzter Wunderstürmer des FC Liverpool, wurde nicht rechtzeitig fit, nahm an seinem 26. Geburtstag also nur auf der Ersatzbank Platz. Weshalb die Pharaonen von Coach Hector Cuper von Beginn an noch entschiedener auf ihre unbestrittenen defensiven Stärken setzten.

Die Südamerikaner dominierten optisch, ließen es aber im Bewusstsein, über einen Sturm zu verfügen, zu dem man quasi Sie sagen muss, relativ gemütlich angehen. Luis Suárez und Edinson Cavani, so sprach aus jeder Aktion die Annahme, würden es schon richten – früher oder später.

Chancentod Suarez

Früher, das wäre schon in der achten Minute gewesen, aber Goalie Mohamed El-Shenawy parierte einen ersten Schuss Cavanis sicher und deutete das Leid an, das er den Gegnern in der Folge bereiten würde. In der 24. Minute wäre der Mann von Al-Ahly aber chancenlos gewesen, allerdings versemmelte Suárez völlig freistehend im Anschluss an einen Eckball aus kürzester Distanz. Mit diesem Außennetztreffer ließ der Star des FC Barcelona beim WM-Comeback nach dem Beißskandal von 2014 eine gewisse Ladehemmung anklingen.

Die Ägypter befreiten sich immer wieder recht gefällig. Bevor ihnen aber der letzte Pass misslingen konnte, misslang schon der vorvorletzte oder der vorletzte. Ein versuchter Fallrückzieher von Abdallah El-Said kurz vor dem Pausenpfiff brachte die Fans der Nordafrikaner noch am ehesten in Wallung. Unmittelbar nach Wiederanpfiff sandte Cavani Suárez mit einem tollen Pass in die Schnittstelle der Abwehr zum anscheinend unvermeidlichen Torerfolg, Goalie El-Shenawy parierte neuerlich.

Ägyptens Super-Keeper

Die Ägypter, angetrieben von Trezeguet (bürgerlich Mahmoud Ahmed Ibrahim Hassan, aber nach dem französischen Welt- und Europameister benannt), kamen etwas besser in die Gegenstöße. Der Legionär von Kasimpasa Istanbul wagte auch den zweiten Schuss auf das Tor von Fernando Muslera, verfehlte es aber spektakulär (56.).

Uruguays Trainerroutinier Óscar Tabárez, schwer gezeichnet von einer Nervenkrankheit, hatte dennoch die Nase voll und versuchte, durch Wechsel seiner hochfavorisierten Truppe Beine zu machen. Auch das dritte Duell El-Shenawy gegen Suárez ging an den Ägypter, der den Ball vom Fuß des neuerlich von Cavani freigespielten Stürmers pflückte (73.).

Die Ägypter dachten ab da zuversichtlicher an einen Punktgewinn, ihre Lust, offensive Akzente zu setzen, ließ immer mehr nach. Im Übrigen gab es ja El-Shenawy. Der Torhüter behielt auch bei einem Schuss von Cavani, den er von der Linie kratzte, die Oberhand (83.). Und als die Tormaschine von Paris Saint-Germain einen Freistoß an die Stange gesetzt hatte, schossen sich diverse Uruguayer an, aber nicht am liegenden Goalie vorbei ins Netz.

Mut fürs weitere Turnier

Partien mit solchem Verlauf pflegen 0:0 auszugehen, doch dem kam José María Giménez vor. Der aufgerückte Verteidiger von Atlético Madrid traf nach einem Freistoß in der Schlussminute per Kopf ins Herz der Ägypter und zu Uruguays erstem WM-Auftaktsieg seit der Endrunde 1970.

"Endlich haben wir wieder ein Auftaktspiel gewonnen. Das gibt Mut für das weitere Turnier", sagte der glückliche Torschütze. Weiter geht es für Uruguay am Mittwoch in Rostow gegen Saudi-Arabien, Suárez und Cavani versprachen Besserung.

Die Ägypter treffen schon am Dienstag in Sankt Petersburg auf Gastgeber Russland. Das Zittern um Mohamed Salah geht weiter. Ohne ihn ist das Achtelfinale unrealistisch. (lü, 15.6.2018)

Fußball-WM, Gruppe A, 1. Runde:

Ägypten – Uruguay 0:1 (0:0). Jekaterinburg, Jekaterinburg-Arena, 27.015 Zuschauer, SR Kuipers (NED)

Tor: 0:1 (90.) Gimenez

Ägypten: Al-Shenawy – Fathi, Gabr, Hegazy, Abdel-Shafy – Elneny, Hamed (50. Morsy) – Warda (82. Sobhy), Said, Trezeguet – Mohsen (63. Kahraba)

Uruguay: Muslera – Varela, Gimenez, Godin, Caceres – Nandez (58. Sanchez), Vecino (87. Torreira), Bentancur, De Arrascaeta (59. C. Rodriguez) – Suarez, Cavani

Gelbe Karten: Hegazy bzw. keine