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Armes Hundilein.

Foto: AP/Vadim Ghirda

Es gibt Momente, da wäre man in Moskau ganz gerne ein Hund. Da hat sich das Tier – eine bemitleidenswerte Mischung aus Schäfer, Pudel, Bulldogge, Esel, Leopard und ein bisserl Wolf – tatsächlich vorm Eröffnungsspiel ins Areal des Luschniki-Stadions geschwindelt. Vorbei an allen Sicherheitskontrollen ist es gerannt. Wobei es das Halsband ohnedies nicht zur Durchleuchtung hätte abgeben müssen, das arme Vieh hatte nämlich gar keines um. Was es dort wollte, ist absolut unklar. Fressen? Trinken? Saudi-arabische Fans beißen?

Den Hot Dog und das Coca-Cola Zero hätte es mit Visa-Karte bezahlen müssen, das ist das Recht des Sponsors, die Konkurrenten gehen bei der WM sozusagen vor die Hunde. Der Streuner hatte vermutlich vieles, zum Beispiel Zecken, Flöhe, Fellausfall, aber sicher keine Kreditkarte. Vielleicht hat ihn das WM-Maskottchen Zabivaka angelockt. Ein Wolf in roter Hose, weißblauem Leiberl und mit einer Skibrille auf der Schnauze. Es gibt übrigens auch Modelle ohne Skibrille zu kaufen.

Der Name bedeutet im Russischen "der, der einen Treffer erzielt". Zabivaka ist übrigens gar nicht so hässlich, Deutschland war 2006 mit dem halbnackten Löwen Goleo der Spitzenreiter in der nach oben offenen Geschmacklosigkeitsskala. Der namenlose Hund wollte mit Zabivaka möglicherweise nur spielen.

Viele Fragen, keine Antworten. Irgendwann war der Hund weg. Er hat im Luschniki sicher kein Tor erzielt. Vielleicht hat er sich in die Metro geschwindelt. Ohne Fahrschein. Vorbei an allen Kontrollen. Es ist vermutlich doch besser, Mensch zu sein. Speziell in Moskau, denn die Atmosphäre ist für heterosexuelle Zweibeiner völlig okay. (Christian Hackl, 15.6.2018)