Kann man sich so etwas ausdenken? Den Namen schon, die Nummer nicht. "Cordobar" heißt in Berlin ein Lokal, das für seine erlesenen Weine weit über die Grenzen der deutschen Hauptstadt hin aus gelobt wird. Geführt wird dieses – trotz des Namens und all der Schmach, die damit für die Deutschen verbunden ist – in allerschönster deutsch -österreichischer Freundschaft.

"Wir leerten eines Tages ein Glaserl nach dem anderen, kamen auf die Idee, eine Bar mit deutschen und österreichischen Weinen aufzumachen, und für mich war klar, das Ding muss Cordobar heißen", erzählt der Steirer Gerhard Retter, der schon in Eckart Witzigmanns Aubergine in München und im Berliner Nobelhotel Adlon tätig war. Sein deutscher Kompagnon Christof Ellinghaus war einverstanden und gar nicht düpiert, denn, so sagt er: "Die Österreicher haben Córdoba. Aber wir Deutschen fahren dafür zu jeder WM."

Es fand sich 2013 ein Lokal in der Großen Hamburger Straße. Die Hausnummer: ausgerechnet 32. "Da wird also, ganz ohne unser Zutun, auch noch einmal an das 3:2 erinnert", freut sich Retter.

"Salon Krankl" für Feinspitze

Im Lokal selbst findet man natürlich das Plattencover von Vor, vor noch ein Tor des jungen Hans Krankl, ein Raum im ersten Stock heißt "Salon Krankl". Der Höhepunkt der Erinnerungskultur ereilt Besucher auf dem WC. Dort nämlich läuft die Radioreportage von Edi Finger in der Endlosschleife.

Retter selbst erinnert sich noch an den 21. Juni 1978: "Ich war fünf Jahre alt, die Erwachsenen haben wahnsinnig gejubelt, und ich ahnte, dass das jetzt etwas irrsinnig Wichtiges gewesen sein musste."

Für den vierzigsten Jahrestag hat man sich in der Cordobar natürlich etwas ausgedacht: Es gibt eine Weinverkostung mit österreichischen und deutschen Tropfen aus dem Jahr 1978. Retter: "Da wird uns schließlich ein guter Grund zum Saufen geliefert." Er warnt aber vor allzu hohen Erwartungen: "Leider war 1978 für den Wein kein guter Jahrgang, es hat viel zu viel geregnet."

Sparwasser

Man kann dennoch davon ausgehen, dass es a Gaudi wird und vielleicht auch die Geburtsstunde einer neuen Bar. "Mir geistert da was im Kopf herum", meint Retter und erinnert an den DDR-Fußballer Jürgen Sparwasser.

Der schoss 1974, im einzigen WM-Match zwischen der DDR und der BRD, das Siegestor (1:0), es war der Triumph der DDR über die Bundesrepublik. Und Retter befindet: "Sparwasser wäre ein schöner Name für eine neue Weinbar." (Birgit Baumann aus Berlin, 16.6.2018)