Cristiano Ronaldo beschenkt Portugal mit dem Ausgleich. Gegen den Freistoß war auch die mächtige spanische Mauer chancenlos.

Foto: APA/AFP/ODD ANDERSEN

Ronaldo schoss im Match gegen Spanien ebenso viele Tore wie bei all seinen WM-Auftritten bisher.

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Sotschi – Mund abputzen, Tore schießen ist seit jeher das Motto von Cristiano Ronaldo. Wenige Stunden, nachdem bekannt geworden war, dass sich der Superstar von Real Madrid mit den spanischen Steuerbehörden über die Zahlung einer Geldstrafe in Höhe von 18,8 Millionen Euro geeinigt und eine zweijährige Haftstrafe auf Bewährung akzeptiert hatte, trickste er die spanische Abwehr in Person seines Vereinskollegen Nacho aus. Der stellte nach zwei Minuten des iberischen Derbys im vollen Fischt-Stadion zu Sotschi ein Bein in den Weg. Ronaldo fiel höchst dankbar darüber – im Strafraum. Der italienische Referee Gianluca Rocchi war sich seiner Elferentscheidung ganz sicher. Und Ronaldo war sich gegen Goalie David de Gea vor seinem allerersten Tor gegen Spanien ganz sicher: 1:0 für den Europameister (4.).

Ungemach in Furia Roja

Das gab den durch die Trainerquerelen, den Expresswechsel von Julen Lopetegui auf Fernando Hierro, ohnehin belasteten Spaniern ordentlich zu denken und Portugal die Chance auf eine schnelle Vorentscheidung. Sie verpasste Valencias Jungspund Gonçalo Guedes im Zuge eines Konters. Ronaldo hatte den 21-Jährigen aus einer Position bedient, die er sonst selbst zum Abschluss zu nützen pflegt (22.).

Die Strafe folgte quasi auf den Fuß. Diego Costa versetzte José Fonte und bezwang Portugals Goalie Rui Patrício mit prächtigem Flachschuss – 1:1 (23.). Dass der bullige Stürmer von Atletico Madrid zuvor Pepe per Ellenbogen aus dem Weg geräumt hatte, war dem in Moskau sitzenden, vierköpfigen Video-Assistenz-Team keinen Eingriff wert. Immerhin, die Torlinientechnik funktionierte klaglos, als ein satter Schuss von Isco via Lattenkreuz mittig auf Rui Patrícios Linie fiel (25.).

De Gea auf Karius' Spuren

Die Spanier wirkten variabler, beweglicher, die Portugiesen fielen merklich zurück, gingen aber dennoch mit einer Führung in die Kabine. Denn De Gea, bei Manchester United gewöhnlich sicher, gab bei einem Schuss Ronaldos aus rund 20 Metern quasi den Karius, sah also mindestens ebenso unglücklich aus wie Liverpools Schlussmann im Finale der Champions League (45.).

Nach Wiederanpfiff schienen die Spanier den Ball gar nicht mehr hergeben zu wollen. Die Portugiesen konnten fast nur noch reagieren, die gut siebzigjährige Innenverteidigung aus Pepe und Fonte schnaufte vernehmlich – und zweimal vergeblich. Nach einer Flanke von David Silva und einer Kopfballvorlage von Sergio Busquets netzte Diego Costa zum zweiten Mal (55.). Und als der aufgerückte Nacho mit einem Schuss aus 18 Metern via Innenstange netzte und damit seine Naivität beim Elfer vergessen machte, war die Partie gedreht (58.).

Es war Zeit für Portugals Coach Fernando Santos seine Truppe zu erfrischen, auch durch Altstar Ricardo Quaresma, während Kollege Hierro seine Antiquität Andres Iniesta vom Feld holte. Auch Diego Costa durfte gehen, davor hatte der 29-Jährige seinen dritten Treffer verpasst (71.).

Ein Bild von einem Freistoß

Portugal blieb nur noch die Hoffnung auf Ronaldos Antritt oder auch dessen Cleverness. Die bewies der 33-jährige Weltfußballer vier Minuten vor Schluss, als er Gerard Piqué hart an der Strafraumgrenze zu einem Foul einlud. Der Abwehrchef des FC Barcelona tat ihm den Gefallen, den fälligen Freistoß hob Ronaldo in unnachahmlicher Manier über die Mauer ins Kreuzeck – De Gea war ohne Chance (88.). In der Schlussphase wackelten die Spanier sogar noch deutlich, Quaresma und Ronaldo verpassten aber den Treffer zum Sieg, der doch zuviel des Guten gewesen wäre. Ronaldo war auch so zufrieden: "Es war ein hartes Spiel mit vielen Chancen, aber ein guter Beginn für uns."

Am Mittwoch bespielt Portugal Marokko, Spanien trifft auf Tabellenführer Iran. (lü, 15.6.2018)

Fußball-WM 2018 in Russland, Gruppe B, 1. Runde:

Portugal – Spanien 3:3 (2:1)
Sotschi, Fischt-Stadion, 48.000, SR Rocchi (ITA.)

Torfolge:
1:0 ( 4.) Ronaldo (Foulelfer)
1:1 (24.) Diego Costa
2:1 (44.) Ronaldo
2:2 (55.) Diego Costa
2:3 (58.) Nacho
3:3 (88.) Ronaldo (Freistoß)

Portugal: Rui Patricio – Cedric, Pepe, Fonte, Guerreiro – William Carvalho, Moutinho – B. Silva (69. Quaresma), Guedes (80. A. Silva), B. Fernandes (68. Joao Mario) – Ronaldo

Spanien: De Gea – Nacho, Pique, Sergio Ramos, Alba – Busquets, Koke – Silva (86. Vazquez), Isco, Iniesta (70. Thiago) – Diego Costa (77. Aspas)

Gelbe Karten: Fernandes bzw. Busquets