Frankreich gewann auch dank der Digitalisierung.

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Australiens grimmiger Kapitän Jedinak gratuliert Paul Pogba.

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Kasan – Frankreich hat zum Auftakt des Spielgeschehens in der WM-Gruppe C Australien mit 2:1 (0:0) besiegt. Erstmals in der Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaft verhängte ein Schiedsrichter am Samstag nach Studium der TV-Bilder nachträglich einen Elfmeter. Antoine Griezmann verwandelte in der 58. Minute in Kasan zur 1:0-Führung. Den Siegtreffer erzielte Paul Pogba mit einem abgefälschten Schuss.

Referee Andres Cunha aus Uruguay hauchte einem wenig aufregenden Spiel in der zweiten Hälfte neues Leben ein, indem er nach Intervention des Video-Assistenten einen Elfmeter für Frankreich gab – und damit sein ursprüngliches Urteil revidierte. Nach einem Foul an Griezmann verwertete dieser in der 58. Minute selbst. Wenig später gab es nach Hands von Samuel Umtiti auch auf der Gegenseite Elfmeter, den Kapitän Mile Jedinak (62.) im Tor unterbrachte.

Keine Zweifel

In der 81. Minute wurde ein Schuss von Pogba durch Aziz Behich abgefälscht, der Ball senkte sich in hohem Bogen unter die Latte, sprang hinter der Torlinie auf und wieder heraus. Die Torlinien-Technologie beseitigte den Zweifel, Cunha gab den Treffer. Die Schlussoffensive der "Socceroos" brachte nichts mehr ein.

Mitfavorit Frankreich ließ dem Gegner in der ersten Viertelstunde kaum Platz zum Atmen. Einen Schuss von Kylian Mbappe nach nicht einmal zwei Minuten wehrte Torhüter Matt Ryan ebenso ab wie einen Pogba-Freistoß wenig später und einen Versuch von Griezmann. Dann aber fand Australien festen Tritt und stellte sich mit einem Schockmoment im gegnerischen Strafraum vor. Nachdem Bayern-Legionär Corentin Tolisso den Ball unglücklich Richtung Tor gespitzelt hatte, kratzte Goalie Hugo Lloris den Ball in der 17. Minute gerade noch von der Linie.

Harte Australier

Die Australier verwandelten ihr 4-2-3-1-System defensiv in ein dichtes 4-4-2, verteidigten konzentriert und aggressiv. Frankreich fehlte die Passqualität, um das Zentrum zu knacken, über außen fehlte den Zweitbesetzungen Benjamin Pavard und Lucas Hernandez der Esprit. Als Hernandez in der 33. Minute alleine gelassen wurde, verzog der Linksverteidiger seinen Schuss.

Australien deutete nur vereinzelt Gefahr an. In der 53. Minute kam Sturmspitze Andrew Nabbout nach einer Flanke von rechts nicht an den Ball. Als dann Griezmann Richtung Strafraum sprintete, wurde er von Josh Risdon am linken Bein getroffen. Cunha hatte zunächst weiterspielen lassen, nach einer Spielunterbrechung nahm der argentinische Video-Assistent Mauro Vigliano Kontakt auf und empfahl eine Überprüfung.

Cunha sah sich die Szene daraufhin selbst am Spielfeldrand an und zeigte anschließend sofort auf den Punkt. Risdon sah zusätzlich die Gelbe Karte. Der Elfmeter nach dem Handspiel von Umtiti war eine klare Angelegenheit. (APA, red, 16.6.2018)

Fußball-WM 2018 in Russland, Gruppe C, 1. Runde:

Frankreich – Australien 2:1 (0:0). Kasan, Kasan-Arena, 45.000, SR Cunha (URU)

Tore: 1:0 (58.) Griezmann (Elfmeter), 1:1 (62.) Jedinak (Elfmeter), 2:1 (81.) Pogba

Frankreich: Lloris – Pavard, Varane, Umtiti, Hernandez – Tolisso (78. Matuidi), Kante, Pogba – Dembele (70. Fekir), Mbappe, Griezmann (70. Giroud)

Australien: Ryan – Risdon, Milligan, Sainsbury, Behich – Jedinak, Mooy – Leckie, Rogic (72. Irvine), Kruse (85. Arzani) – Nabbout (64. Juric)

Gelbe Karten: Tolisso bzw. Leckie, Risdon, Behich

Stimmen:

Didier Deschamps (Frankreich-Teamchef): "Wir haben das erste Spiel gewonnen. Es war kompliziert. Es ist schwierig, das zu erklären. Es hat uns an Bewegung gefehlt, wir haben keine gefährlichen Situationen kreiert, wir haben viele Fehler gemacht. Gegen Ende sind wir stärker geworden. Wir müssen kämpfen. Die Arbeit ist getan, aber wir haben viel mehr drauf."

Paul Pogba (Frankreich-Mittelfeldspieler/Torschütze 2:1): "Es ist ein WM-Match, da gibt es keine kleinen Teams. Australien hat sehr gut verteidigt, sie haben ihren Fußball gespielt. Es ist ein gutes Team, und das wird die ganze WM so sein. Es war sehr wichtig, dass wir den ersten Sieg geholt haben, es war schwierig, aber wir haben nicht nachgelassen. Wir haben am Ende ein Tor gemacht. Ich habe viel Hilfe vom australischen Verteidiger gehabt, aber der Ball ist reingegangen, das ist die Hauptsache."

Bert van Marwijk (Australien-Teamchef): "Wir können stolz auf unsere Leistung sein, aber die Enttäuschung über das Ergebnis steht im Vordergrund. Wir hätten einen Punkt verdient."