Andreas Homokis Inszenierung spielt mir Dirndl und Maßkrug.

Wiener Staatsoper / Michael Pöhn

Wien – König Heinrich sieht das deutsche Reich bedroht, zur prompten Zurückweisung der fremdländischen Bedrohung sammelt er die wehrwilligen Kräfte. Andreas Homoki hat Wagners Lohengrin in seiner Inszenierung von 2014 im bajuwarischen Raum angesiedelt: Dirndln, Maßkrüge und von Strickstrümpfen umspannte Männerwaden überall. Bemerkenswert, wenn aufgrund der aktuellen politischen Kabalen in Berlin in der Staatsoper nun plötzlich Aktualität anklingt: Singt Vizekönig Horst (Seehofer) das alte Lied, das schon sein Landsmann Heinrich angestimmt hat?

Der Held, der Heinrichs Truppen führen soll, ist Lohengrin. Vor zwei Jahren durfte man Klaus Florian Vogt als Einspringer in dieser Partie erleben, mit einem Piano so wärmend und licht wie ein Sonnenstrahl. In der aktuellen Serie übernahm Robert Dean Smith die Partie (anstelle des erkrankten Christopher Ventris). Der Routinier gab die Partie mit einer angenehmen Selbstverständlichkeit, die Gralserzählung des 62-Jährigen geriet leider etwas eilig und stimmungsfrei.

Lauter Applaus für die Sänger

Annette Daschs erste Wiener Elsa hinterließ einen durchwachsenen Eindruck: Die darstellerische Intensität der Bayreuth-Erprobten lenkte von der Uneinheitlichkeit ihrer Stimmfarben ab. Elena Zhidkova fesselte mit vokalem Kampfesmut, etwas substanzvoller, härter könnte man sich eine Ortrud jedoch wünschen. Furchtbar die Aussprache von Jukka Rasilainen, die seinem ungehobelten Telramund eine komödiantische Note verlieh.

Günther Groissböck gab den Heinrich hyperintensiv und mit vokalem Überdruck: keine natürliche Autorität, mehr eine aufgepumpte. Kraftvoll war Adrian Eröds Heerrufer. Sebastian Weigle lenkte die musikalischen Geschicke mit Übersicht, Gelassenheit und Genuss, gab Feuer und Friedfertigkeit gleichermaßen Raum: erstklassig wie auch das homogene Staatsopernorchester. Lauer Applaus für die Sänger, Jubel für Weigle. (Stefan Ender, 18.6.2018)