Im Kampf um Hodeidah stehen ein paar Tausend Huthi-Kämpfer etwa 25.000 regierungstreuen Jemeniten aufseiten der Allianz gegenüber.

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Sanaa – Mitte vergangener Woche hat die lange erwartete Offensive der saudisch-geführten Militärallianz auf die jemenitische Hafenstadt Hodeidah begonnen, die sich – wie die Hauptstadt Sanaa – seit 2014 unter der Kontrolle der Huthi-Rebellen befindet. Wurde am Samstag bereits die Einnahme des Flughafens gemeldet, war am Sonntag wieder von Luftangriffen auf die wichtige, wenngleich stillgelegte Anlage die Rede.

Die Kämpfe sollen nach unbestätigten Meldungen für beide Seiten sehr verlustreich sein. Ein paar Tausend Huthi-Kämpfern stehen etwa 25.000 regierungstreue Jemeniten aufseiten der Allianz entgegen, aber in der Großstadt mit einem Einzugsgebiet von etwa 600.000 Menschen wird die Schlacht auch Zivilisten betreffen. Eine Fluchtwelle hat bereits vor Tagen eingesetzt. Zahlen zur Lage sind mit Vorsicht zu genießen, unabhängige Berichte gibt es nicht.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind bei der Operation in Hodeidah militärisch federführend, die im Namen der international anerkannten jemenitischen Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi läuft. Allerdings gab es im Vorfeld erneut Gerüchte über Spannungen zwischen Hadi und den VAE. Hadi – Präsident seit 2012, als er den Langzeitmachthaber Ali Abdullah Saleh ablöste – wirft den Emiraten vor, besonders im Südjemen, mit der Kapitale Aden, und auf der Insel Sokotra seine eigenen strategischen Interessen zu verfolgen.

Federführende Emirate

Die Ausbreitung des emiratischen Einflusses durch Stützpunkte an beiden Seiten des Roten Meers läuft parallel zur Jemen-Intervention und wird auch durch eine relative Schwäche Saudi-Arabiens begünstigt. Riad und seine Verbündeten griffen im März 2015 im Jemen ein, nachdem die Huthis auch Aden erobert hatten. Von dort wurden sie wieder vertrieben, aber noch immer befindet sich der gesamte Norden und Sanaa unter ihrer Kontrolle.

Zu Hodeidah gibt es zwei sehr unterschiedliche Narrative – und beide haben ihre Berechtigung. Einerseits wird durch den Wegfall von Hodeidah, dem letzten Versorgungshafen für die von den Huthis kontrollierten Gebiete, eine weitere humanitäre Katastrophe befürchtet: in einem Land, in dem bereits Millionen Menschen von Hunger und Krankheiten wie Diphtherie und Cholera bedroht sind. Andererseits führen die Huthi-Gegner ebenso zu Recht an, dass die Huthis – deren Radikalität in der Berichterstattung oft unterschlagen wird – ein zynisches Geschäft mit ihrem Versorgungsmonopol treiben.

Kriegswirtschaft

Tatsächlich gibt es laut Berichten fast alles an Waren in den Huthi-Gebieten, es ist jedoch für die Menschen unerschwinglich. Es hat sich eine Kriegswirtschaft entwickelt, von der eine neue Schicht von Huthi-Bonzen profitiert. Die Saudis und die VAE führen an, dass die Eroberung von Hodeidah nicht nur militärische, sondern auch humanitäre Gründe hat. Für die Gegner der Militärintervention sind das jedoch nur Lippenbekenntnisse.

Denn die saudisch-geführte Intervention wird insofern zu Recht kritisiert, als Bombardements der Koalition aus der Luft in den vergangenen Jahren fast schon symptomatisch zivile Ziele – zum Beispiel Krankenhäuser – treffen. Besonders jene Länder, aus denen Saudi-Arabien Waffen bezieht, zeigen sich betroffen und müssen die Beschuldigung befürchten, an Kriegsverbrechen beteiligt zu sein.

Das gilt auch für die USA, die – 2015 noch unter Präsident Barack Obama – sich unterstützend hinter die saudisch-geführte Allianz gestellt haben. Aber trotz der warnenden Stimmen nicht zuletzt im Kongress ist das Ziel, mit den Huthis den iranischen Einfluss in der Region zu schwächen, zu attraktiv, um der Offensive in Hodeidah etwas entgegenzusetzen.

Die Huthis gelten als Vasallen des Iran: Das ist zwar historisch nicht korrekt – der Beginn ihres Aufstands 2004 hatte innerjemenitische Ursachen, und die Huthis sind zwar Schiiten, aber einer völlig anderen Tradition als die Iraner. Aus ihrem lokalen Aufstand im Norden des Jemen jedoch, der 2014 zum nationalen Konflikt wurde, ist längst ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran geworden. Dem Iran wird auch die Entwicklung der Raketenkapazität der Huthis angelastet. Riad wurde wiederholt mit Langstreckenraketen beschossen. (Gudrun Harrer, 17.6.2018)