Bild nicht mehr verfügbar.

Aus der Frachtschifffahrt ist seit Herbst die Luft draußen. Der Handelsstreit zwischen den USA und ihren Partnern könnte Umschlagplätze stärker treffen.

Foto: Dpa/Daniel Bockwoldt

Der von Donald Trump angezettelte Handelsstreit weitet sich aus. Mit den neuen Sanktionen gegen China, bei denen 1.102 Produkte im Wert von 50 Milliarden Dollar ab Juli mit Strafzöllen in Höhe von 25 Prozent belegt werden, geht der US-Präsident bewusst auf Eskalation. Peking hat bereits Vergeltungsmaßnahmen angekündigt und zielt dabei insbesondere auf Agrargüter wie Sojabohnen, Nüsse, Fleisch und Obst ab, die in Trumps Wählerschichten von besonderer Bedeutung sind.

Weitere Schritte sind in Schwebe. Trump hat nach der Verhängung von Strafzöllen auf Stahl- und Aluimporte eine Ausweitung der Sanktionen angekündigt, die für Europa schmerzhaft wäre. An oberster Stelle stehen dabei die Automobilexporte, die vom Weißen Haus als nächste Kandidaten für Strafzölle auserkoren wurden. Auch gegen China hat Trump weitere Sanktionen im Köcher.

Die Stimmung macht es aus

Doch wie wirken sich die verschiedenen Scharmützel auf die Weltwirtschaft aus? Können sie die robuste Konjunktur zum Erliegen bringen? Es gibt zwar diverse Studien über die volkswirtschaftlichen Folgen einzelner handelspolitischer Barrieren, doch viel schwieriger ist die Einschätzung der Auswirkungen, wenn sich die gesamte Stimmung eintrübt.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Gegenmaßnahmen der Chinesen sollen US-Sojabohnen besonders treffen.
Foto: AFP/GETTY IMAGES/SCOTT OLSON

Eine kritischere Beurteilung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann das Konjunkturbarometer massiv beeinflussen. Und hier gab es zuletzt besorgniserregende Anzeichen. Ein Wert, der als geeigneter Vorlaufindikator für die wirtschaftliche Entwicklung gilt, ist der Markit-Einkaufsmanagerindex, der aus Umfragen unter Unternehmen erstellt wird.

Für die deutsche Industrie wurde Ende Mai der schlechteste Wert seit 15 Monaten ermittelt. Auch in ganz Europa purzeln die Ergebnisse der Markit-Befragungen seit Monaten, im Mai war von einer "dramatischen Verschlechterung" der Lage im Vergleich zu Jahresbeginn die Rede. Für kommenden Freitag wird eine weitere Abkühlung erwartet, wenn die Juni-Ergebnisse für Deutschland und die Eurozone veröffentlich werden.

Negativspirale

Die Umfragen sind bei weitem nicht die einzigen Hinweise darauf, dass der Konjunkturzyklus zu Ende geht. Die deutschen Auftragseingänge etwa sind im April zum vierten Mal in Folge gefallen und lagen zuletzt um sieben Prozent unter dem Wert vom vergangenen Dezember. Die deutschen Exporte wiederum waren im ersten Quartal rückläufig. Wie wichtig die Ausfuhren für den Aufschwung sind, verdeutlicht eine Zahl: Im zweiten Halbjahr 2017 trugen sie 70 Prozent zum starken Wachstum der Eurozone bei.

Ein anderer Wert, der auf ein frühzeitiges Überschwappen des aufkeimenden Protektionismus auf die Stimmung in der Wirtschaft hinweist, sind die Lufttransporte. Sie stagnierten im ersten Quartal – davor waren sie zwei Jahre durchgehend immer nur gestiegen. Bei Frachtschiffen hält die Flaute nun schon seit dem Herbst des Vorjahres an. "Die Trendwende geht rasch vonstatten", meint dazu Ángel Talavera, Volkswirt beim Analysehaus Oxford Economics. Die Stimmung sei förmlich von der Klippe gefallen, hält er in einem Report fest, will aber nicht schwarzmalen. Eine Rezession in der Eurozone hält Talavera für unwahrscheinlich.

"Veritable Bedrohung"

Doch eines zeigt sich wieder einmal deutlich. Handelsbarrieren haben schon Folgen, bevor sie in Kraft treten, weil die Unsicherheit Unternehmen in ihren Entscheidungen beeinflusst. Lieferverträge werden sistiert, bei Investitionen warten Firmen lieber ab, solange die Handelskonditionen unklar sind. "Angesichts des Umfangs des jetzt betroffenen Handelsvolumens sind die neuesten Strafzölle der USA gegen China auch eine veritable Bedrohung für den noch andauernden weltwirtschaftlichen Aufschwung", resümiert Eric Schweitzer vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. (Andreas Schnauder, 17.6.2018)