Neymar war laut Trainer Tite nicht bei 100 Prozent, den anwesenden Teil kontrollierte Valon Behrami.

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Rostow – "Für einen Trainer ist ein Unentschieden ein halbes Resultat, wir wollen das Maximum rausholen", sagte Vladimir Petkovic, Trainer der Schweizer Nati. Wer in den letzten zwei Jahren nur ein Spiel verloren hat, darf den Mund voll nehmen, auch wenn Brasilien vor der Tür steht.

An diese klopfte es erstmals von Schweizer Seite, Dzemaili vollierte über das Tor. Zehn Minuten waren die Eidgenossen feldüberlegen, dann übernahm Brasilien: Der Schweizer Schär leitete einen brasilianischen Querpass weiter, Paulinho kam zum Ball, schob diesen aber am langen Eck vorbei.

Das nächste Klopfen war wieder brasilianisch, gar ein formidabler Knall. Coutinho richtete sich den Ball 18 Meter vor dem Tor her und zündete den perfekten Schuss. Via Innenstange ins Eck gezirkelt; könnte man "unhaltbar" steigern, man müsste es hier tun (20.).

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Coutinho (nicht im Bild) trifft perfekt zum 1:0 für Brasilien.
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Es entspann sich gegenseitige Neutralisierung auf hohem Niveau, unterbrochen von kollektivem Luftholen nach einem Neymar-Eckball – Jesus köpfelte diesen aber partout in Richtung des Flankengebers anstatt das halbleere Tor anzuvisieren. Die Schweizer, nun ja, exemplarisch ihre beste "Chance" von der 4. bis 45. Minute: Zuber schoss 14 Meter vor dem Tor, malträtierte aber nur Thiago Silvas Schläfe.

Eine der sehr raren Möglichkeiten der Schweizer verwertete Zuber trocken zum 1:1.
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Halbzeit zwei, Zuber war dabei. Gut so: Eckball Shaqiri, Kopfball Zuber, Ausgleich (50.). Bewacher Miranda wurde mit einem wohlplatzierten Schubser in Schach gehalten, zeigte aber ohnehin wenig Verteidigungswillen. Brasilien versuchte es mal ruhig, mal flott, mal direkt, mal brasilianisch kombinatorisch. Die Schweiz hatte Antworten darauf. Die wichtige Neymar-Frage beantwortete meist Privatwächter Behrami, er wurde ausgewechselt, nachdem er wie Lichtsteiner und Schär für ein Foul an dem Superstar Gelb gesehen hatte.

Minute 70: Neymar flankt ideal auf Coutinho, der stoppt den Ball mit der Brust, schießt volley – daneben. Minute 73: Shaqiri kontert, setzt Dzemaili ein – ein Edelroller. Wieder Minute 73: Akanji hält Gabriel Jesus im Strafraum, der hebt theatralisch ab – kein Elfer.

Brasilien widmete sich zusehends Weitschüssen: Fernandinho scheiterte, Neymar scheiterte, der eingewechselte Firmino scheiterte. Schweizer Konter fanden keinen Abschluss. Minute 88: Neymar köpfelt in Sommers Arme. Firminos folgender Kopfball war weit präziser, Sommers Reaktion umso glänzender (90.).

Die letzte Chance entschärfte Schär vor der Linie (95.), Petkovic hatte sein "halbes Resultat". Es war nicht das Maximum, seiner Zufriedenheit dürfte das jedoch keinen Abbruch getan haben. (Martin Schauhuber, 17.6.2018)

Fußball-WM in Russland, Gruppe E, Sonntag

Brasilien – Schweiz 1:1 (1:0)
Rostow, Rostow-Arena, 43.100 Zuschauer, SR Cesar Ramos Palazuelos (MEX)

Torfolge:
1:0 (20.) Coutinho
1:1 (50.) Zuber

Brasilien: Alisson – Danilo, Thiago Silva, Miranda, Marcelo – Paulinho (67. Renato Augusto), Casemiro (60. Fernandinho), Philippe Coutinho – Willian, Gabriel Jesus (79. Firmino), Neymar

Schweiz: Sommer – Lichtsteiner (87. Lang), Schär, Akanji, Rodriguez – Behrami (71. Zakaria), Xhaka – Shaqiri, Dzemaili, Zuber – Seferovic (80. Embolo)

Gelbe Karten: Casemiro bzw. Lichtsteiner, Schär, Behrami