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Referee Andres Cunha entschied nach Videostudium zum Missfallen der Australier auf Elfmeter für Frankreich.

Foto: REUTERS/Sergio Perez

Moskau – Bis jetzt hat der in Russland erstmals bei einer Fußball-WM eingesetzte Videobeweis in der Öffentlichkeit fast nur Lob erhalten. "Es ist so gelaufen, wie es laufen soll. Wir hoffen, dass es so weitergeht", zeigte sich auch ein FIFA-Sprecher nach den ersten sichtbaren Einsätzen der Video-Assistenten zufrieden. Einzig der von einer Entscheidung negativ betroffene Australien-Coach sah einen Fehler.

"Sehr zufriedenstellend"

Das befürchtete Chaos ist bisweilen ausgeblieben. Der Start sei "sehr zufriedenstellend" gewesen, hieß es vom Weltverband. "So ist es lehrbuchmäßig. Wenn es so eingesetzt wird, macht der Videoschiedsrichter Sinn", urteilte auch der frühere Schweizer Referee Urs Meier im ZDF.

Während der Partie Peru gegen Dänemark am Samstag hatte Schiedsrichter Papa Bakary Gassama aus Gambia nach einem Kontakt von Yussuf Poulsen an seinem Gegenspieler Christian Cueva im Strafraum zunächst weiterlaufen lassen. Nach der Intervention des Video-Assistenten sah sich Gassama die Szene noch einmal am Spielfeldrand an – und gab Elfmeter. Den Strafstoß schoss der Gefoulte jedoch über die Latte.

Van Marwijk sauer

Beim Aufeinandertreffen von Frankreich und Australien gab Schiedsrichter Andres Cunha aus Uruguay nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten und Studium der Bilder ebenfalls Strafstoß für die Franzosen, den Antoine Griezmann in die 1:0-Führung verwandelte. Australiens Teamchef Bert van Marwijk beklagte sich danach.

"Ich habe gehofft, dass es vielleicht einmal einen ehrlichen Referee gibt, in dem Moment, wo er zum Bildschirm geht", meinte der Niederländer. "Aber er ist auch nur ein Mensch, jeder macht Fehler." Seiner Meinung schloss sich aber nur eine kleine Minderheit an.

Bei der Partie zwischen Serbien und Costa Rica gab es am Sonntag in der Nachspielzeit zwei knifflige Szenen für Schiedsrichter Malang Diedhiou aus Senegal. Die erste mögliche Tätlichkeit ließ er offenbar vom französischen Video-Assistent Clement Turpin checken, was einige Zeit in Anspruch nahm. Nach einem Schlag des Serben Aleksandar Prijovic sah Diedhiou dann selbst nach – und entschied auf Gelb.

DER STANDARD

Klare Richtlinien

Die Schiedsrichter halten sich an die von der FIFA klar vorgegebene Linie: Eingeschritten und noch einmal extra überprüft wird lediglich, wenn eine klare Situation vorliegt. Bei der Bewertung von Fouls geht der Hauptschiedsrichter zumeist selbst zum Monitor, bei Fragen wie Tor/kein Tor oder Abseits/kein Abseits vertraut er auf die Einschätzungen aus dem Video-Kontrollraum aus Moskau.

Alle Tore werden von den Video-Assistenten dahingehend untersucht, ob es vorher ein Foul oder eine Abseitsstellung gegeben hat. Auch das funktionierte bis dato so reibungslos wie die Torlinientechnologie. Beim 2:1-Sieg von Frankreich tropfte der Schuss von Paul Pogba, der von Eigentor-Schütze Aziz Behich abgefälscht wurde, von der Latte hauchdünn hinter die Linie. (APA, 17.6.2018)