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Plesiosaurier – hier ein vier Meter langes Exemplar, das in Südengland entdeckt worden war – waren lebendgebärend und wahrscheinlich auch warmblütig.

Foto: AP/Jens Kalaene

Bonn – Obwohl ihr Name das nahe legen würde, zählten die Plesiosaurier nicht zu den eigentlichen Dinosauriern. Diese bis zu 15 Meter langen Echsen bewohnten die urzeitlichen Meere der späten Obertrias bis zum Ende der Kreide und wiesen einige Besonderheiten auf, die sie von den landlebenden Dinosauriern unterschieden. So legten sie beispielsweise keine Eier, sondern brachten ihre Nachkommen lebend zur Welt. Außerdem wird schon länger vermutet, dass Plesiosaurier ihre Körpertemperatur unabhängig von der Umwelt auf einen konstanten Wert regulieren konnten. Eine nun von Forschern der Universität Bonn präsentierte Studie untermauert diese Annahme.

Vögel und Säuger haben eine Gemeinsamkeit: Sie können die Wärme, die sie benötigen, selbst produzieren. Biologen sprechen auch von Endothermie oder Warmblütigkeit. Schildkröten, Schlangen oder Krokodile sind dagegen wechselwarm, genau wie alle anderen heute lebenden Reptilien: Ihre Körpertemperatur passt sich der Umgebung an. Sie haben also keinen inneren Ofen, der sie auf Betriebstemperatur bringt. Das ist der Grund, warum man Eidechsen morgens oft beim Sonnenbad beobachten kann.

Vier Paddel und ein langer Hals

Noch nicht abschließend geklärt ist die Frage, ob Warmblütigkeit im Laufe der Evolution nur von Säugetieren und den Vorfahren der Vögel "erfunden" wurde. Es mehren sich allerdings die Indizien, dass auch manche Meeressaurier endotherm gewesen sein könnten – so auch die Plesiosaurier. Sie hatten vier paddelähnliche Gliedmaßen, mit denen sie wie eine Meeresschildkröte auf "Unterwasserflug" gehen konnten (daher auch der deutsche Name "Paddelechsen"). Bekannt sind sie aber vor allem für ihren enorm langen Hals, über den manche Arten verfügten.

"Plesiosaurier weisen bestimmte Merkmale auf, die eigentlich für endotherme Tiere charakteristisch sind", sagt Corinna Fleischle von der Universität Bonn. "So waren sie über verschiedene Klimazonen hinweg verbreitet und scheinen Brutpflege betrieben zu haben." Ein weiterer Hinweis ist ihr schnelles Wachstum, das man anhand der Wachstumsmarken in ihren Knochen nachvollziehen kann.

Ein zwingender Nachweis, dass Plesiosaurier warmblütig waren, stand aber bislang aus. Fleischle hat nun jedoch zusammen mit Martin Sander fossile Knochen der Tiere unter die Lupe genommen und mit modernsten statistischen Methoden ausgewertet, die ein viel verlässlicheres Ergebnis liefern als die bisherigen qualitativen Beobachtungen. "Unter dem Mikroskop waren unter anderem zahlreiche Kanäle zu erkennen, in denen damals die Blutgefäße verliefen", erklärt sie. "Eine derart hohe Vaskularität deutet auf Endothermie hin."

Potenziell hohe Stoffwechselrate

Wenn man die Zahl der Hohlräume mit der bei heute lebenden Tieren vergleicht, ist es sogar möglich, die Stoffwechselrate der Reptilien zu taxieren, schreiben die Forsdcher im Fachjournal "PeerJ". "Wir schätzen, dass dieser Wert bei den Plesiosauriern ähnlich hoch war wie heute bei Vögeln", sagt Fleischle. Damit lief ihr Stoffwechsel möglicherweise sogar hochtouriger als der des Menschen – ein sehr deutlicher Hinweis darauf, dass die Tiere endotherm gewesen sein dürften.

Die ersten Plesiosaurier entstanden vor gut 200 Millionen Jahren in der Trias-Zeit. Ein paar Millionen Jahre später kam es zu einer globalen Umweltkatastrophe, bei der 80 Prozent aller Tierarten ausstarben. Die Paddelechsen überlebten jedoch – möglicherweise wegen ihrer Warmblütigkeit. Am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren kam es zu einem weiteren Massenaussterben, dem unter anderem die großen Dinosaurier zum Opfer fielen. Diesmal mussten auch die Paddelechsen daran glauben. Dabei nahmen sie auch das Merkmal der Warmblütigkeit mit ins Grab. (red, 18.6.2018)