Der Monumental-Friedhof "Valle de los Caidos" ist bis heute eine Pilgerstätte für Anhänger des Franco-Regimes.

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Madrid – Die neue sozialistische Regierung in Spanien will den Leichnam des ehemaligen Diktators Francisco Franco aus dem faschistischen Monumental-Friedhof "Valle de los Caidos" (Tal der Gefallenen) entfernen. Wie die Tageszeitung "El Pais" am Sonntag berichtet, soll dies die Umgestaltung des gigantischen Mausoleums zu einem "Erinnerungsmuseum" ermöglichen.

Franco hatte Spanien vier Jahrzehnte lang diktatorisch regiert. Nach seinem Tod im November 1975 leitete der von ihm als Nachfolger eingesetzte König Juan Carlos II. einen paktierten Übergang zur Demokratie ein, um den Preis eines schonenden Umgangs mit den Vertretern des Franco-Regimes und dessen Symbolen. So wurden Franco-Denkmäler vielerorts erst unter der sozialistischen Regierung von Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero (2004-2011) abgebaut. Auch das "Valle de los Caidos" ist bis heute eine Pilgerstätte für Anhänger des Franco-Regimes.

Parlament stimmte mehrheitlich dafür

Damit soll nach dem Willen des neuen sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sanchez nun Schluss sein. Francos Gebeine sollen exhumiert und auf Staatskosten an einem anderen Ort, den Francos Familie auswählen soll, beigesetzt werden. Einen entsprechenden Plan zur Exhumierung der Leiche hatten die oppositionellen Sozialisten schon im Jahr 2013 vorgestellt, im Vorjahr stimmte das Parlament mehrheitlich dafür.

Die konservative Minderheitsregierung folgte dem Auftrag der Volksvertretung aber nicht. Rajoys Volkspartei (PP) wurde von hochrangigen Vertretern des Franco-Regimes gegründet. Ihren Widerstand begründet die konservative Partei damit, dass sie "keine alten Wunden" aufreißen wolle. Erst im April schmetterte die PP mit ihrer absoluten Mehrheit im Oberhaus des Parlaments die von allen anderen Parteien geforderte Einsetzung einer Historikerkommission zur Aufarbeitung des Massakers in der Baskenstadt Guernica ab. Die PP-Senatorin Cristina Ayala übte sich damals im Aufrechnen. Der Bürgerkrieg sei "voll von Gräueltaten beider Seiten" gewesen, sagte sie.

Der Sturz des konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy über eine Korruptionsaffäre Anfang Juni macht nun den Weg frei für einen neuen Anlauf zur Aufarbeitung der faschistischen Geschichte. Rajoy sozialistischer Nachfolger Sanchez will dabei ein umfassendes Programm "Schritt für Schritt" umsetzen, schreibt "El Pais". So soll auch eine Auflösung der umstrittenen "Fundacion Nacional Francisco Franco" geprüft werden, die nicht nur das persönliche Archiv des Diktators verwaltet, sondern auch die Aufgabe hat, die Erinnerung an den Diktator hochzuhalten.

Würdige Beisetzung von Franco-Gegnern

Geplant sei auch eine würdige Beisetzung von tausenden Franco-Gegnern, die von den Faschisten in Massengräbern verscharrt wurden. An einem dieser Gräber hatte Sanchez im vergangenen Dezember Kritik an der bisherigen Geschichtspolitik Spaniens geübt. "Zunächst hatte es geheißen, die Wunden seien noch zu frisch. Als die Jahre vergingen, hieß es, dass es nicht mehr nötig sei, die bereits vergessene Geschichte zurechtzurücken. Zuerst war es zu früh, und dann zu spät", sagte der damalige Oppositionsführer. "Wer eine unangenehme Geschichte ignoriert, kann keine angenehme Zukunft aufbauen."

Mit Unterstützung des nationalsozialistischen Deutschland und des faschistischen Italien hatte Franco in einem Bürgerkrieg (1936-39) die Macht an sich gerissen. Nach dem Sieg über die legitime Regierung des Landes ließ er von tausenden gegnerischen Soldaten und politischen Gefangenen das monumentale Grabmal in der Nähe von Madrid errichten, in dem knapp 34.000 Tote des Bürgerkriegs ihre letzte Ruhestätte fanden. Bei den fast 20 Jahre dauernden Arbeiten für das Monumentalwerk, bei dem eine 263 Meter lange Kirche größtenteils ohne maschinelle Unterstützung in den Fels gehauen wurde, starben tausende Zwangsarbeiter. Sie wurden in einem Massengrab verscharrt.

Blickfang des faschistischen Denkmals ist ein 155 Meter und 44 Meter breites Betonkreuz auf einem Berg, unter dem sich die Basilika befindet. Unter der Kuppel der angeblich längsten Kirche der Welt befindet sich das Grab Francos, über dem von Benediktinermönchen des mit der Stätte verbundenen Klosters täglich eine Messe gefeiert wird. Das alljährlich von 400.000 Touristen besuchte "Tal der Gefallenen" gilt als "Königliche Stätte" (Real Sitio) und wird von der staatlichen Behörde für Kulturdenkmäler (Patrimonio Nacional) verwaltet. (red, APA, 18.6.2018)