Wien – Laura ist neu in Wien, sucht Freunde und ihren Platz in der Clique. Hanna ist traurig, sie glaubt, dass ihr Freund Theo sie betrügt. Lou verknallt sich in David, den Freund ihrer besten Freundin Larissa. Und Paula will ihren leiblichen Vater kennenlernen: Seit 3. Juni läuft die von Paul Harather produzierte Webserie "Zett" auf Puls 4, bis dato sind 37 Episoden in unterschiedlichen Längen abrufbar.

In der Serie geht es um eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern des Wiener Theresianums, um Freundschaft, Liebe, Betrug, Hoffnungen und Träume und auch um die Herausforderung, in der heutigen Welt erwachsen zu werden. "Wir machen seit Jahrzehnten nichts für Jugendliche im österreichischen Fernsehen", sagt der Regisseur und Produzent ("Indien", "Schlawiner", ARD-Serie "Sedwitz") im Gespräch mit dem STANDARD, "Serienschauen heißt in dem Alter Netflix-Schauen." In Europa habe man auf die Jugend vergessen, "wir dürfen uns also nicht wundern, wenn sich diese Generation vor allem für US-Medien interessiert".

Von Jugendlichen für Jugendliche

Erst mit dem großen Erfolg der Jugendserie "Skam" in Norwegen ändert sich das gerade, beobachtet Harather, in Deutschland produzierte das ZDF mit "Druck" eine adaptierte Version. Auch Harather wollte mit "Zett" eine Serie von Jugendlichen für Jugendliche entwickeln. "Wir wollen die Welt zeigen, in der Erwachsene keinen Zugang haben. Und das nicht von oben herab, sondern mitten aus der Welt der Jungen heraus." Gemeinsam mit 20 Jugendlichen im Alter von 15 bis 20 Jahren hat er mehr als ein Jahr an Recherche, Casting und Schreiben gearbeitet. Die Geschichten beruhen auf wahren Erlebnissen.

Eine Umfrage und Workshops – die Themen dazu kamen von den Jugendlichen selbst – lieferten Ergebnisse darüber, was dieser Generation Z gerade wichtig ist, welche Herausforderungen sie auf dem Weg zum Erwachsenwerden sehen, wie sie kommunizieren.

NYTVF

Harather hat "Zett" frei produziert. Die Ausgaben für Team und Schauspieler lagen im sechsstelligen Bereich, erzählt er, die Sachinvestitionen darunter. Allen Teammitgliedern und Schauspielern war es freigestellt, das Drehbuch und die Dialoge gemeinsam in einem Writers Room zu entwickeln. Die Protagonisten sind großteils Laien, einige haben eine Schauspielerausbildung. Zuschauer können – ähnlich wie bei "Skam" und "Druck" – über soziale Medien, insbesondere Instagram, Whatsapp und Snapchat, mit den Seriencharakteren interagieren.

Lou versucht ihre Beziehung zu David zu klären.
Foto: screenshot, puls 4

Die "Zett"-Episoden zählen derzeit zu den meistgesehenen Onlinevideos auf Puls 4, die Serie ist auch als einziges deutschsprachiges Projekt im Wettbewerb des New York Television Festival vertreten, das Mitte Juli stattfindet. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Puls 4? Er habe einzelne Episoden so gut wie allen heimischen TV-Sendern gezeigt. Ehrliches Interesse habe dann nur Puls 4 gezeigt, erzählt Harather. "Puls 4 scheint der einzige Sender zu sein, der eine Strategie für die junge Zielgruppe hat und der erkannt hat, dass er langfristig junge Seher braucht." Und der ORF? Vom Küniglberg habe sich niemand wegen einer konkreten Zusammenarbeit gemeldet.

Harather: "Der ORF muss ja auch nichts für junge Leute produzieren, das Geld kommt ja auch so herein. Der ORF ist bestimmt ein guter Arbeitgeber, der sich sehr um das Wohl seiner Mitarbeiter kümmert und vielleicht sogar in Einzelfällen das bedingungslose Grundeinkommen erprobt." Generell sieht er das öffentlich-rechtliche Fernsehen in einer Krise, "die Zuseher werden immer älter, es rücken aber wenige Junge nach, auch nicht im Sender".

Zwei mit Problemen: Hanna und Lou bei Paula im Ferienhaus.
Foto: screenshot, puls 4

Zuerst Webprojekt, dann TV-Serie

Wie viele Episoden täglich online auf Puls 4 gestellt werden, hängt von der Handlung ab. Harather: "Momentan finden die Partys vor Schulschluss statt, in den Ferien wird es dann weniger Folgen geben." Während des Sommers will er gemeinsam mit Puls 4 evaluieren und überlegen, wie es mit "Zett" weitergeht.

Geplant ist, dass die Serie kein reines Onlineprojekt bleibt, sondern auch mit wöchentlichen Folgen – möglicherweise ab Herbst – ins lineare Fernsehen kommt. "Wir gehen mit dem Projekt ganz bewusst einen neuen Weg und rollen den Content zuerst über unsere Onlinekanäle aus. Das bewährt sich", sagt Puls-4-Senderchefin Stefanie Groiss-Horowitz. Detaillierte Online-Zuschauerzahlen gibt der Sender nicht bekannt. Seit Beginn der Onlineausstrahlung erreiche die Web-only-Serie immer mehr Zuseher, "ohne Marketing und mit wenig Eigenwerbung" schaffe es die Sendung fast täglich unter die meistgesehenen Videos auf puls4.com.

Laura lernt Edu kennen, der so ganz anders als sie ist.
Foto: screenshot/puls 4

Harather: "Wenn die Zuschauer sagen, wir wollen mehr davon, dann wissen wir, wie es weitergeht. Der inhaltliche Handlungsbogen steht. Auf lange Sicht wäre es natürlich auch interessant, die Personen auch während des Studiums, am Anfang ihres Berufsweges oder auch während der Zeit der ersten Kinder zu begleiten." Vorerst jedenfalls leidet die Clique an den Folgen der desaströsen Überraschungsparty für Hanna. (Astrid Ebenführer, 19.6.2018)