Abgeklopft: Neymar.

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Rostow am Don – Nach den ständigen Schweizer Attacken auf seine Füße war Neymar ziemlich bedient. "Die Gegenspieler treten, darauf müssen die Schiedsrichter mehr achtgeben. Die Spieler wurden getauscht, um die Fouls zu begehen, sagte Brasiliens Superstar, umringt von Reportern, und humpelte dann mit säuerlicher Miene davon. Nicht nur das 1:1 (1:0) der hoch favorisierten Seleção gegen die Eidgenossen an sich hatte für Verdruss gesorgt, sondern vor allem dessen Zustandekommen.

Den Ausgleich von Steven Zuber (50.) hatte Neymar auch nicht unkommentiert gelassen. "Wenn sie ihre Arbeit nicht richtig machen, ist das ihr Problem", sagte der 26-Jährige über das vom Mexikaner Cesar Ramos angeführte Schiedsrichterteam. "Für mich war es ein Foul, man konnte das klar auf der Stadionleinwand sehen." Neymar hatte sich bereits direkt nach dem Treffer gestenreich bei Ramos beschwert.

Allerdings war der Schubser Zubers gegen Verteidiger Miranda nicht der Hauptgrund dafür, dass sich die Brasilianer in die Reihe der enttäuschenden und enttäuschten Titelanwärter eingefügt hatten. Trainer Tite sprach nach dem ersten WM-Auftaktremis des fünfmaligen Champions seit 40 Jahren Defizite an. "Wir haben uns nach der Führung zurückgezogen. Das war nicht unsere übliche Spielweise", sagte der 57-Jährige.

"Aus ärztlicher Sicht ist er garantiert spielbereit"

Wenigstens muss er sich keine neuen Sorgen um sein edelstes Juwel machen. Neymar und auch Teamarzt Rodrigo Lasmar beruhigten die Anhänger. "Ich hatte Schmerzen im rechten Bein, aber nichts Außergewöhnliches. Jetzt sind sie schon vorbei", sagte Neymar, der erst vor zwei Wochen in einem Test gegen Kroatien sein Comeback nach einem Mittelfußbruch gegeben hatte. Lasmar: "Es gibt kein Problem. Der Schlag war auf den Knöchel, nicht auf den Fuß. Aus ärztlicher Sicht ist er garantiert spielbereit."

Neymar war noch nicht der Alte, nicht der alles bestimmende Part in Brasiliens Luxusensemble. Traumtorschütze Philippe Coutinho (20.) hatte wesentlich mehr Einfluss als der 222-Millionen-Mann von Paris Saint-Germain. "Neymar hat das individuelle Spiel übertrieben, er litt unter der rigorosen Manndeckung", urteilte Globoesporte. Neymar wurde attackiert wie kein Zweiter, testete seinen zuletzt blessierten Fuß immer wieder, fasste sich ans mal-trätierte Sprunggelenk. Löcher in den Stutzen zeugten von der Aufmerksamkeit seines Manndeckers Valon Behrami, der sich nach Ansicht des Referees erst nach 68 Minuten eine Gelbe verdient hatte. "Er hatte nicht viel Spaß heute", sagte der Schweizer Torhüter Yann Sommer über Neymar.

Zehn der insgesamt 19 Fouls der Schweizer betrafen die Nummer zehn. "Ich habe keine schwerwiegenden Fouls gesehen", sagte Vladimir Petkovic, der Coach der Schweizer. Es habe auch keine Anweisung gegeben, den Spielmacher mit Fouls zu stoppen. "Es stand immer einer bei Neymar. Das war der Schlüssel, um ihn zu neutralisieren."

Und nun? Kein Grund zur Panik. "Das Ergebnis ist kein Desaster, bringt aber einen Druck, den man schon lange nicht mehr gespürt hat", kommentierte O Globo, während Folha de Sao Paulo einer erst entfesselten und dann zu passiven Seleção, "Nervosität und Abschlussschwäche" attestierte.

Das Gute für Brasilien: Keines der aufgetretenen Probleme wirkt mit Blick auf das Duell mit Außenseiter Costa Rica am Freitag unlösbar. (sid, lü, APA, 18.6.2018)

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