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Nur das Südliche Flughörnchen schaffte es vor die Linse – das bedrohte Europäische Flughörnchen ist offenbar kamerascheu.

Foto: Nicholas Bergkessel, Jr. / PhotoResearchers / picturedesk.com

Seit vor wenigen Tagen bekannt wurde, dass sich die streng geschützten Flughörnchen im Großraum Helsinki ausbreiten, gehen in der finnischen Hauptstadt die Emotionen hoch. Stadtplaner und Baufirmen sehen eine Bedrohung ihrer Vorhaben. Naturschützer und Stadtbevölkerung freuen sich über die Vermehrung. Außer in Finnland gibt es in der EU nur noch in Estland kleine Vorkommen. Das Hauptverbreitungsgebiet des Flug- oder Gleithörnchens (Pteromys volans) sind die Wälder im nördliche Asien.

Konkreter Anlass für den Wirbel sind die Pläne der Stadtregierung, die sieben Haupteinfahrten für den Verkehr in Boulevards umzuwandeln. Laut dem aktuellen Bebauungsplan der Stadt ist eine Verbreiterung der Schneisen mit vier Straßenspuren, einer Schnellstraßenbahntrasse und begleitenden Fußgängerpromenaden geplant. Zu beiden Seiten sollen eng beieinanderstehende Häuserblöcke errichtet werden.

Bewegungsfreiheit in Gefahr

Forscher gehen davon aus, dass es den Flughörnchen gelungen ist, sich entlang der bisher von Wald gesäumten, schmalen Einfahrtsrouten bis in die Nähe des Zentrums auszubreiten. Die Boulevards würden die Bewegungsfreiheit der Kleinsäuger behindern beziehungsweise die Ausbreitung verunmöglichen. Beides widerspricht der EU-Habitatrichtlinie und finnischen Gesetzen.

Die Flughörnchen brachten der Regierung in Helsinki schon einmal Ärger ein. Im Jahr 2004 erhob die damalige EU-Umweltkommissarin Margot Wallström Klage wegen Vernachlässigung von Schutzpflichten. Wegen der intensiven Bewirtschaftung der Wälder war der Bestand der in Europa als bedroht eingestuften Tierart stark zurückgegangen. Die Regierung musste 1.600 Eschen pflanzen, um einer Verurteilung zu entgehen.

Geholfen hat das offenbar wenig. Laut dem Sprecher des Naturschutzverbands, Mika Välipirtti, ist die Population der Tiere in den vergangenen zehn Jahren um weitere 30 Prozent geschrumpft. In der jüngsten Ausbreitung der Tiere sieht er eine Chance, die Entwicklung zu bremsen. Die Bevölkerung scheint das auch so zu sehen. Ein Poster im Internet kritisierte: "Sie titeln: 'Flughörnchen behindern Bautätigkeit'. Sollte es nicht heißen: 'Bautätigkeit behindert Flughörnchen'?" (Andreas Stangl aus Helsinki, 19.6.2018)