Der Cotopaxi bei seinem Ausbruch 2015 von Quito aus betrachtet

Boise/Wien – Der Cotopaxi in Ecuador ist mit fast 5.900 Metern einer der höchsten aktiven Vulkane der Welt. Der letzte größere Ausbruch liegt rund drei Jahre zurück – und hatte ein erstaunliches Phänomen zur Folge, wie Vulkanologen um Jeff Johnson (Boise State University in Idaho) im "Fachblatt Geophysical Research Letters" berichten.

Nach der Eruption 2015 gab der rund 50 Kilometer südöstlich von Quito gelegene Cotopaxi nämlich einige Zeit lang einzigartige Töne im Infraschallbereich von sich, die in der Regel einmal pro Tag auftraten. Sie dauerten dann rund 90 Sekunden lang und ähnelten in ihren Schwingungsänderungen ein wenig einem Sirenenton. Die Forscher taufen diese unheimlichen Töne "Tornillos", was auf Spanisch so viel wie "Schrauben" bedeutet – nicht zuletzt deshalb, weil die grafischen Darstellungen der Töne ziemlich schraubenfärmig aussehen:

Grafik: © Johnson et al. 2018/ American Geophysical Union

Wie die Forscher herausfanden, entstehen die Töne ähnlich wie in Orgelpfeifen durch die im Kraterschlot aufsteigenden Gase. Der Hohlraum des Cotopaxi-Schlots habe durch seine spezielle Form dafür gesorgt, dass die Luft ins Schwingen geriet. "Es ist die größte Orgelpfeife, die man je gesehen hat", sagte Johnson.

Der Krater des Cotopaxi vor seinem Ausbruch, der seinen Schlot in eine Orgelpfeife verwandelte.
Foto: Albert Backer, CC BY-SA 3.0

Diese Erkenntnisse sind nicht nur für das "Guinness-Buch der Rekorde" von Interesse, sondern auch für die Vulkanologie: Die Töne verraten nämlich auch Einiges über die Geometrie des Vulkaninneren. So konnten die Forscher errechnen, dass der Kraterschlot des Cotopaxi nach der Eruption 125 Meter breit und rund 300 Meter tief gewesen sein dürfte.

Die Forscher hoffen, womöglich auch beim gerade ausgebrochenen Kilauea auf Hawaii ähnliche Infraschalltöne zu registrieren, um besser abschätzen zu können, wie gefährlich der Vulkan noch ist. (tasch, 18.6.2018)