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Harry Kane war gegen Tunesien Englands Siegesgarant.

Foto: AP Photo/Thanassis Stavrakis

Wolgograd – England und die Weltmeisterschaften, das ist seit geraumer Zeit keine Liebesbeziehung mehr. Die Scheidungsparty muss man nach dem Auftaktspiel gegen Tunesien noch nicht ausrufen – eine wahre Versöhnung aber ebenso wenig.

England startete am Montagabend wie eine Dampflokomotive in Ballettschuhen, ließ so aggressive wie ansehnliche Angriffe rollen. Tunesiens Torwart Mouez Hassen geriet ohne Unterlass in Bedrängnis, Raheem Sterling verfehlte das leere Tor (6.). Harry Kane machte es dann besser: Die Tottenham-Tormaschine staubte nach einer tollen Parade von Hassen ab (11.). Es war die letzte Aktion des tunesischen Schlussmanns, er wurde, an der Schulter verletzt, ausgewechselt.

Tunesiens riskantes Spiel

Die Nordafrikaner verteidigten hoch, die jungen Engländer beackerten die resultierenden Räume im Mittelfeld voll Freude, spielten wie auf der Playstation. Ersatzgoalie Farouk Ben Mustapha war umgehend warmgeschossen. Seine Vorderleute versuchten gepflegten Fußball, wurden aber nicht nur von einer biblischen Zahl Mücken, sondern auch von den ganz in Rot spielenden Engländern umschwärmt.

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Jordan Pickford fliegt, Ferjani Sassi trifft.
Foto: REUTERS/Jorge Silva

England vergab unverändert Gelegenheiten, Jesse Lingard schoss aus vier Metern beachtliche zwei Meter vorbei (24.). Andere Seite: Fakhreddine Ben Youssef lief im Strafraum in Kyle Walkers ausgefahrenen Arm, ging zu Boden, Schiedsrichter Wilmar Roldán entschied auf Elfmeter. Ferjani Sassi lief in aufreizender Zeitlupe an, er traf trotzdem (35.). Es war ein unerwarteter Ausgleich.

England hätte das sogleich korrigieren können, die Querlatte, John Stones' Unvermögen im Nachschuss (je 39.) und die Stange bei Lingards Konter (44.) verhinderten das. Es ging mit 1:1 in die Pause, nach Großchancen stand es etwa 0:7.

Verändertes Bild

In Hälfte zwei kontrollierten die Tunesier das Spiel besser, Kieran Trippiers fehlgeleiteter Freistoß erhöhte den Blutdruck der 41.064 in Wolgograd nur minimal (68.). Tunesiens Teamchef Nabil Maaloul schien seine Lektion nachhaltig gelernt zu haben, seine Schützlinge verteidigten weiter zurückhaltend und hinterließen Englands Wirbelwinde ratlos.

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Kopfball, Tor, Party.
Foto: REUTERS/Gleb Garanich

Englands Coach Gareth Southgate versuchte es im Duell der zwei jüngsten WM-Teams mit frischen Kräften, das veränderte wenig – musste es aber nicht, denn da war ja noch Kane. Der stand in der ersten Minute der Nachspielzeit nach einem Eckball, wo nur Goalgetter stehen, und köpfelte aus kürzester Distanz das Siegestor. (Martin Schauhuber, 18.6.2018)

WM in Russland, Gruppe G, Montag

Tunesien – England 1:2 (1:1)
Wolgograd-Arena, SR Roldan (COL)

Torfolge:
0:1 (11.) Kane
1:1 (35.) Sassi (Elfmeter)
1:2 (91.) Kane

Tunesien: Hassen (15. Ben Mustapha) – Bronn, Meriah, S. Ben Youssef, Maaloul – Skhiri, Badri, Sassi – F. Ben Youssef, Sliti (74. Ben Amor) – Khazri (85. Khalifa)

England: Pickford – Walker, Stones, Maguire – Trippier, Alli (80. Loftus-Cheek), Henderson, Lingard (93. Dier), Young – Sterling (68. Rashford), Kane

Gelbe Karten: keine bzw. Walker