Kanzler Kurz, Vizekanzler Strache, verschiedene Ministerien und Vertreter der Parlamentsparteien sitzen im Nationalen Sicherheitsrat.

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Die kolportierten umfassenden Spionageaktionen des Bundesnachrichtendienstes (BND) in Österreich werden am heutigen Dienstagnachmittag Thema im Nationalen Sicherheitsrat sein. Das vertrauliche Gremium tagt ab 14.45 Uhr im Bundeskanzleramt und wurde ursprünglich von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) wegen der erneuten Änderung der Heeresstruktur einberufen.

Pilz brachte BND auf Tagesordnung

Die Liste Pilz ließ angesichts der jüngsten Medienberichte dann auch den BND auf die Tagesordnung heben. Dem Nationalen Sicherheitsrat gehören neben Kanzler, Vizekanzler und mehreren Ministerien Vertreter aller Parlamentsparteien an, die einen Sitz im Hauptausschuss haben. Die Beratungen sind vertraulich, Inhalte dürfen also nicht öffentlich gemacht werden.

Der deutsche Bundesnachrichtendienst soll zwischen 1999 und 2006 rund 2.000 Telefone und Faxe in Österreich ausspioniert haben, neben Regierungsstellen auch Vertreter der Zivilgesellschaft, Unternehmen sowie die in Wien ansässigen internationalen Organisationen. Entsprechende Berichte gab es schon vor vier Jahren, doch sagt die österreichische Regierung, dass die damals eingeleiteten Ermittlungen wegen mangelnder Kooperation Deutschlands im Sand verlaufen seien.

"Volle Aufklärung" gefordert

Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) haben wegen des nun bekannt gewordenen Ausmaßes der Spionageaktionen "volle Aufklärung" von Deutschland verlangt. Die deutsche Bundesregierung distanzierte sich von den kolportierten Aktionen, ohne in der Sache Stellung zu beziehen.

Ursprünglicher Grund für die Sitzung des Sicherheitsrates ist, dass die neue Heeresstruktur per Gesetz in diesem Gremium behandelt werden muss, wie es gegenüber der APA hieß. Kunasek hatte im Mai den Generalstab damit beauftragt, die Struktur des Bundesheeres neu zu planen – womit er große Teile der von seinem Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) initiierten Umstrukturierung wieder zurücknimmt. So sollen etwa aus vier Kommanden wieder zwei werden. Details dürften nach der Ministerratssitzung am Mittwoch, die ausnahmsweise in Linz stattfindet, zu erwarten sein. (APA, 19.06.2018)