Eine Notlandung beim ersten Testflug besiegelte früh das Schicksal des Convair Model 118.

Foto: San Diego Air & Space Museum

Seit vergangenem Sommer fliegen in Dubai testweise Flugtaxis spazieren. Das bedeutet einen Schritt näher an die Zukunftsvision des Individualverkehrs, die diesen von der Straße in die Luft führt. Eine Vorstellung, die schon länger so manchen Erfinder beflügelt.

Gleich mehrere Unternehmen arbeiten an Vehikeln, die nicht mehr an den Boden gebunden sind und jedem volle motorisierte Bewegungsfreiheit bieten sollen. Nun stellt sich die Frage: Wann beginnt diese Revolution? Die Antwort: Womöglich früher, als wir denken.

Alter Traum vom Flugauto

Die Geschichte der Flugautos ist eigentlich schon gut siebzig Jahre alt. Damals konstruierte eine Firma namens Convair gemeinsam mit Erfinder Ted Hall das Model 118. Der Zweisitzer war eine direkte und nach heutigen Anforderungen absurd anmutende Kombination aus Auto und Kleinflugzeug und wurde nicht besonders alt. Nach dem ersten, einstündigen Testflug wurde das eigenwillige Vehikel schwer beschädigt. Schuld am Beinahe-Absturz war mutmaßlich der Pilot, der die Tankzeige des Autos mit jener des Flugzeug-Aufsatzes verwechselt haben soll.

Der zweite Testflug verlief unfallfrei, allerdings hatte die Öffentlichkeit da schon das Interesse bereits verloren und das Projekt verlief mangels Zukunftsperspektive im Sand.

Terrafugia TF-X
Terrafugia Inc

Die Hoffnung auf Flugautos war so greifbar, dass diese nicht nur in Scifi-Filmen auftauchten. Auch in frühen Plänen für das US-Highwaynetz finden sich Runways für die Autos der Zukunft, weiß der Guardian zu berichten. Es sollte jedoch mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, ehe die Vision wieder aufgegriffen werden sollte.

Beachtliche Hürden

Heute arbeiten gleich mehrere Firmen an Lösungen. Die Hürden, die sie meistern müssen, sind komplex. So soll der Platzbedarf für Start und Landung möglichst gering ausfallen. Daher sind die meisten der in Arbeit befindlichen Geräte sogenannte "VTOL"-Vehikel (Vertical Take-off and Landing), starten und landen also senkrecht mit Propellern, wie ein Hubschrauber.

Als weitere Herausforderungen stellen sich Lärm und die Steuerung. Jeder soll die Vorzüge von Flugautos in Anspruch nehmen können, ohne einen Pilotenschein zu machen. Die Lösung liegt hier fast zwangsläufig in autonom fliegenden Systemen, die ihre Verkehrswege untereinander selbst managen – zumal kaum jemand Lust haben wird, das Erlebnis eines Verkehrsstaus in der Luft zu wiederholen. Selber in die Steuerung eingreifen werden wohl nur wenige Menschen dürfen – etwa Rettungs- und Polizeipiloten. Und dann muss der Energieverbrauch auch noch ausreichend niedrig sein, um akzeptable Einsatzzeiten zu ermöglichen.

EHANG

Viele Unternehmen dabei

Gleich eine ganze Flotte an Flugtaxis plant bereits Uber mit seinem "Elevate"-Projekt. Die Fahrzeuge dafür könnten künftig von großen Unternehmen kommen, die mittlerweile in diesem Bereich forschen. Da wäre etwa Vahana von Airbus oder ein in den Kinderschuhen befindliches Projekt von Toyota.

Dann gibt es noch eine Reihe von Firmen, die auf Flugautos als Zukunftsgeschäft bauen. In Israel bastelt Urban Aeronautics am "Fancraft". Das US-Unternehmen Terrafugia kombiniert mit dem TF-X das Konzept eines Hubschraubers mit dem eines Propellerflugzeugs. Das deutsche Start-up Lilium liegt näher an einem Jet, der aber auch senkrecht starten und landen kann. Der Volocopter des gleichnamigen, ebenfalls deutschen Betriebs dreht Testrunden in Dubai und konnte dort letztlich seinen chinesischen Konkurrenten Ehang ausstechen, der ursprünglich aus dem Drohnengeschäft kommt.

Volocopter

Die Wahrscheinlichkeit, dass die größten Technik-Hürden bald genommen sind, ist hoch. Viele der Unternehmen wollen noch innerhalb der nächsten zehn Jahre, wenn nicht sogar deutlich früher, ein serienreifes Fluggerät vorstellen. Bis dahin müssen freilich noch regulatorische Hürden überwunden werden. Die Chancen stehen aber gut, dass schon sehr bald fliegende Taxis den Himmel über ersten Städten erobern. (red, 19.06.2018)