Elf, zwölf, dreizehn, acht. Wie viele Meisterdiebe braucht es, um einen ausgefinkelten Coup auszuführen? Geht es nach Ocean's 8, dem jüngsten Sequel in der auf Lässigkeit und Eleganz ausgerichteten Heist-Movie-Serie, ist weniger die Zahl entscheidend als das Geschlecht. Nach Ghostbusters (2016) ist dies der zweite Versuch Hollywoods, eine bewährte Männerdomäne für weibliche Professionals zu öffnen. Männer sind bei der Rekrutierung des Teams, wie in einer Szene offen anschaulich wird, schlicht unerwünscht. Wer das schon für Diskriminierung hält, hat eben Pech gehabt.

Sehen diese Frauen wie Meisterdiebinnen aus? Eben. Gute Tarnung ist in "Ocean's 8" die halbe Miete.
Foto: Warner

Die 2001 von Steven Soderbergh lancierte Revision des Rat-Pack-Gaunerstücks von 1960 war von Anfang an eine Übung in Stil. Statt mit Schweißperlen auf der Stirn geht alles gentlemanlike, ohne Mühen vonstatten. Die Reibungslosigkeit ist ein Kind exquisiter Planung. Unter der Regie Soderberghs galt das auch für die filmische Umsetzung, die schwungvoll, spielfreudig und präzis die bestmögliche Durchsetzung des Coups unterstrich, ja dabei den Eindruck machte, sie könnte diesen noch extra befeuern.

Klotz am Bein

Mit Regisseur und Koautor Gary Ross (The Hunger Games) haben die von Debbie Ocean (Sandra Bullock), der Schwester des inzwischen verstorbenen Danny, angeführten Delinquentinnen allerdings einen Klotz am Bein. Denn anstatt das neue Team mit bisher links liegengelassenen Eigenschaften aufzupeppen – mit Cate Blanchett, Helena Bonham-Carter, Rihanna oder Deidre Goodwin hätte er dazu alle Möglichkeiten -, hält er den Ball flach. Der Film wirkt erstaunlich mechanisch und lustlos, es mangelt ihm nicht nur an Spannung, sondern schon an einem Bild für die Leidenschaft an der Kriminalität.

Nur zu Beginn blitzt eine Idee von weiblicher Täuschungskunst auf. Die gerade aus dem Gefängnis entlassene Debbie demonstriert, wie man allein mit überzeugendem Auftreten teure Kosmetik und eine luxuriöse Bleibe im Hotel ergaunert. Der über fünf Jahre in ihr gereifte Plan verlangt freilich ein komplexeres Manöver. "Toussaint", eine diamantenbesetzte Halskette von Cartier im Wert von 150 Millionen Dollar, soll bei der alljährlichen abgehaltenen Met Gala in New York den Besitzer wechseln.

Warner Bros. Pictures

Das Problem dabei ist nicht allein der Sicherheitsapparat, mit dem Veranstaltungen wie diese operieren. Die Halskette muss überhaupt erst einmal an den richtigen Hals gelangen. An dieser Stelle kommt Anne Hathaway ins Spiel, der als neurotisches und schon leicht angezähltes Model immerhin Raum für komische Überzeichnung zugestanden wird. Ein Part, der wie ein Gegenentwurf zu jenem der Assistentin aus The Devil Wears Prada wirkt.

Dass man sich entschieden hat, den ersten Coup der Meisterdiebinnen in einer Branche zu platzieren, in der Glamour und Bling-Bling alles ist, darf man indes als Zeichen dafür werten, wie fortschrittlich Hollywood in seiner Agenda für Frauenrollen wirklich ist. Ein wenig wirkt Ocean's 8 so, als hätte Gary Ross einfach eine Vogue verfilmt, die ein bisschen auf verrucht tut. Sandra Bullock spricht übrigens, wie sie zeigen darf, sehr gut Deutsch. Darauf könnte man beim nächsten Mal doch verstärkt setzen. (Dominik Kamalzadeh, 20.6.2018)