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Die beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind bereit, sich gegenseitig zu schaden, um den Handelsstreit zu gewinnen.

Foto: Reuters / Jason Lee

Ein Bein lässig auf dem Schreibtisch sitzt Donald Trump zurückgelehnt in seinem Büro. In der Hand hält er eine schmauchende Pumpgun mit der Aufschrift "Handelskrieg". Damit hat er sich gerade durch den eigenen Fuß geschossen, als er weitere Zölle in Richtung China abfeuerte. So illustriert der Cartoonist des chinesischen Staatsmediums China Daily den Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.

Die Spirale der Eskalation zwischen den USA und China dreht sich rapide weiter, zum wirtschaftlichen Nachteil beider Länder. An den Börsen purzeln die Kurse, Konjunkturforscher senken ihre Wachstumsprognosen. Dabei verliert man leicht den Überblick, wie es so weit kommen konnte.

· Runde drei: Die neue Drohkulisse

Trump hatte am Montag mit neuen Zöllen auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden Dollar gedroht. Der Präsident habe seinen Handelsbeauftragten angewiesen, eine Liste von chinesischen Gütern zusammenzustellen. Der Aufschlag soll zehn Prozent betragen. Diese neuen Zölle sollten nur dann in Kraft treten, wenn Peking wie angekündigt auf die ersten US-Strafzölle mit Vergeltungszöllen antwortet.

China wolle keinen Handelskrieg, habe aber auch keine Angst davor, sagte ein Sprecher des Außenamts am Dienstag. Peking werde seine Rechte verteidigen.

· Runde zwei: Konkrete Strafzölle

Nach mehrwöchiger Begutachtung hat das Weiße Haus am Freitag eine revidierte Liste für Zölle auf Importwaren aus China im Wert von rund 50 Milliarden Dollar vorgelegt. Die Liste besteht vor allem aus technischen Komponenten. Im Gegensatz zum ersten Entwurf hat Washington einige Konsumgüter wie TV-Geräte entfernt. Ein prominenter Neuzugang sind Halbleiter, die allein 3,6 Milliarden an Importen ausmachten.

Die Mehrheit dieser Zölle soll ab 6. Juli gelten, der Rest unterliegt noch einer kurzen Begutachtungsfrist. Peking veröffentlichte postwendend eine eigene Liste mit Zöllen auf Importwaren aus den USA im Wert von rund 50 Milliarden Dollar. Davon betroffen sind hauptsächlich Agrarprodukte wie Sojabohnen oder Schweinefleisch. Zum Teil stöhnt die US-Landwirtschaft schon jetzt, weil Peking auf einige dieser Waren bereits als Antwort auf die US-Stahl- und Aluzölle eigene Aufschläge eingeführt hat. Schweinezüchter haben in China einen Markt für Teile des Tiers, die in anderen Regionen nicht konsumiert werden.

· Runde eins: Gegen China und die Welt

Den ersten substanziellen Schritt machte Washington im März, als Trump in kurzer Abfolge allgemeine Schutzzölle auf Stahl und Aluminium (aus Sicherheitsgründen) und konkrete Strafzölle gegen China (wegen Raubs geistigen Eigentums) ankündigte.

· Wirtschaft bangt vor neuen Runden

Bis Juni blieben fast alle Ansagen Trumps unverwirklicht. Die größten Handelspartner waren von Schutzzöllen ausgenommen, und an den Strafzöllen gegen China wurde noch getüftelt und mit Peking verhandelt. Seit die ersten Milliardenzölle Wirklichkeit werden, nehmen Anleger neue Drohungen Washingtons ernster.

Die Weltbörsen rutschten am Dienstag ins Minus. Zeitgleich, senkte das Münchner Ifo-Institut seine Wachstumsprognose für Deutschland im laufenden Jahr auf 1,8 Prozent (bisher 2,6). Die Folgen durch neue Zölle seien zwar noch gering, aber die drohende Eskalation des Handelsstreits könne die globale Investitionslaune schnell verderben, lautet eine Begründung.

Ob auch Österreich langsamer wachsen könnte, wird sich bei den Konjunkturprognosen kommende Woche zeigen. Martin Kocher, Chef des Instituts für Höhere Studien, erwartet für Österreich im Moment keine analoge Senkung der Wachstumsprognosen zu Deutschland.

Auch Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut betont, dass die Kapazitäten für Investitionen noch längst nicht ausgeschöpft seien. In die Modelle kämen außerdem nur tatsächlich verhängte Zölle und nicht angedrohte. Diese Runde im Handelsstreit wird man bei den Auguren noch aussitzen müssen. (Leopold Stefan, 20.6.2018)