Die Zeiten in denen man lange auf ein Kleidungsstück gespart hat, sind schon lange vorbei.

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Wien – 67 Euro im Monat gibt der Durchschnittsösterreicher für T-Shirt, Rock und Hose aus. Das ist nicht viel. Während die Haushaltsausgaben für Essen bei rund zwölf Prozent liegen, ist für Bekleidung gerade einmal rund ein Drittel dessen reserviert. Vor einem Vierteljahrhundert, als es H&M in Österreich gerade noch nicht gab, lag der Anteil noch bei rund 25 Prozent.

Kleidung ist vergleichsweise billig geworden. Und sie wird anders gekauft, denn auch die Vertriebswege und das Verhalten der Konsumenten haben sich dank Zalando, Amazon und Co kräftig verändert. Die Konkurrenz aus dem Internet hinterlässt im stationären Handel deutliche Spuren. Vor allem der Rückzug großflächiger Bekleidungsfilialisten aus Toplagen wie etwa C&A in Villach oder H&M in Wiener Neustadt fallen ins Gewicht. Die Verkaufsflächen sind seit 2014 stetig im Sinkflug. Interessant bleibt der Modehandel für Geschäftstreibende offenbar dennoch.

Mehr Unternehmer

Zwischen 2008 und 2016 ist die Zahl der Unternehmen um rund vier Prozent gestiegen, sagt Peter Voithofer. Der KMU-Forscher hat im Auftrag der Modehandelssparte in der Wirtschaftskammer einen genauen Blick auf die Branche geworfen. Eines der Ergebnisse: Anders als in vielen anderen Sparten haben neben den Großen auch Kleine überlebt. 80 Prozent der Einzelhandelsfläche werden von Filialisten bespielt, das verbliebene Fünftel sind Einzelkämpfer. Insgesamt erwirtschafteten 3700 Unternehmen mit 4800 Niederlassungen 2016 einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro und beschäftigen 42.500 Mitarbeiter. Seit 2008 stieg der Branchenumsatz nominell um rund ein Fünftel.

Während im Lebensmitteleinzelhandel wenige große Player rund drei Viertel des Umsatzes auf sich vereinen, schaffen die Platzhirschen im Modehandel – H&M, C&A und P&C – wohl nur rund ein Drittel. Und anders als in anderen Branchen behaupten sich neben großen internationalen Ketten auch regionale Filialisten etwa Fussl aus Oberösterreich, das mit 150 Filialen schon zu den zehn größten in Österreich zählt. Die Regel sind eher vier bis fünf Filialen. 87 Prozent der Betriebe beschäftigen weniger als zehn Mitarbeiter.

Rote Zahlen

Das kompetitive Umfeld hat laut Voithofer seinen Preis, der den Namen Polarisierung trägt: "Die Hälfte der Unternehmen ist in den roten Zahlen." Ebenso viele verbuchen Umsatzrückgänge. Schwierig zu verdauen seien vor allem die gestiegenen Personalkosten, der Gesamtpersonalaufwand stieg bei einem Anstieg der Beschäftigten seit 2008 um zehn Prozent um fast ein Drittel.

Gut möglich, dass dieser Umstand dazu führt, dass die eher zögerlichen Internetaktivitäten in der Branche künftig ausgebaut werden. (Regina Bruckner, 20.6.2018)