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m die Energiewende zu schaffen, muss neben Wind und Solar auch Wasserkraft – im Bild ein Kraftwerk an der Salza – ausgebaut werden.

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Wien – Österreichs Stromwirtschaft hockt auf einem Berg an Projekten, den sie in den kommenden zwölf Jahren abtragen möchte – oder vielmehr abtragen muss, wenn das von der Regierung anvisierte Ziel einer Komplettdeckung des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen erreicht werden soll. Dafür seien allerdings einige Vorleistungen seitens der Politik nötig, wie die Branche meint.

Dazu gehörten kürzere Genehmigungsverfahren, sagte der Präsident von Österreichs Energie, Leonhard Schitter, anlässlich der Vorstellung einer Studie zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der E-Wirtschaft. "Es geht nicht darum, dass wir uns über Anrainerinteressen hinwegsetzen; irgendwann muss aber klar sein, ob ein Projekt genehmigt wird oder nicht", sagte Schitter. Zurzeit vergingen dabei mitunter einige Jahre.

In einem neuen Energiegesetz seien zudem neue Bestimmungen zur Förderung erneuerbarer Energien vorzusehen. Schitter plädiert für ein Abgehen von Einspeisetarifen, die teuer, marktverfälschend und nicht mehr zeitgemäß seien. Bei Windkraft sei es zielführender, sich ein Ausschreibesystem mit Marktprämien zu überlegen; die Fotovoltaik ließe sich mit einer Investitionsprämie am besten voranbringen.

Hohe Inlandswertschöpfung

Der Plan, in zwölf Jahren ab jetzt 100 Prozent des Strombedarfs in Österreich aus erneuerbaren Quellen zu decken und fossile Energieträger schrittweise hinauszudrängen, sei "sehr ambitioniert, aber machbar, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", sagte Schitter. 100 Prozent Erneuerbare heiße, dass die Erzeugungskapazität in Österreich bis 2030 um etwa 35 Terawattstunden (TWh) auf 88 TWh ausgebaut werden müsse. Berücksichtigt ist dabei der Ersatz von bisher fossil befeuerten Kraftwerken ebenso wie die Abdeckung des Strombedarfanstiegs bis dorthin.

Österreich Energie hat eine Latte an Projekten aufgelistet, mit denen die Erreichung des 2030er-Ziels möglich würden. Sechs bis acht TWh ließen sich durch den weiteren Ausbau der Wasserkraft gewinnen, jeweils 14 TWh in den Bereichen Wind und Fotovoltaik. Die Summen, die investiert werden müssten, sind ebenfalls beachtlich: weit über 50 Milliarden.

Davon entfallen etwa 7,5 Milliarden auf die Wasserkraft, 8,5 Milliarden auf Windkraft und 13,5 Milliarden auf Fotovoltaik – allfällige Preissteigerungen noch gar nicht berücksichtigt. Dazu kommen noch einmal Minimum 35 Milliarden für den notwendigen Ausbau der Netze und die Implementierung intelligenter Systeme.

Umwegrentabilität

Die Umwegrentabilität wäre aber ebenfalls groß, wie Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts im Auftrag von Österreichs Energie errechnet hat. Jede in der Elektrizitätswirtschaft investierte Million Euro generiert demnach konservativ geschätzt 668.000 Euro an Wertschöpfung, steht für 7,3 vollzeitäquivalente Arbeitsplätze und – zwei Drittel der Wertschöpfung bleiben im Inland. (Günther Strobl, 20.6.2018)