Die "Haunebu 2" ist Teil des von der NS-Propaganda gepflegten "Wunderwaffen"-Mythos.

Foto: Revell

Für ihre Entwicklung gibt es keine glaubhaften Belege, dennoch genießt sie in manchen rechtsextremen Kreisen Kultstatus: "Haunebu 2", auch bekannt als die "Reichsflugscheibe". Sie sei, so die Legende, eine Hightech-Entwicklung der Nazis gewesen, die vielleicht den Verlauf des Krieges hätte wenden können, so die Entwicklung vollendet worden wäre.

Dieses "Wunderwaffen"-Mythos hat sich auch das deutsche Unternehmen Revell – bekannt für seine Modellnachbildungen diverser Fahrzeuge, Flugzeuge und Schiffe – angenommen. Die "Produktneuheit" kam allerdings nicht gut an, sondern sorgte für schallendes, negatives Echo.

Beschreibungstext stellte Mythos als Wahrheit dar

Mit der Beschreibung, so einige Kritiker, hatte man sich noch zusätzlich einen Bärendienst erweisen. Wie auf der derzeit noch im Google Cache archivierten Produktseite zu sehen ist, übernahm man nämlich die in einschlägigen Kreisen gepflegte Legende.

"1934 begannen die Arbeiten an den Rundflugzeugen", heißt es da. "Ihr Antrieb und die Neutralisierung der Fliehkräfte im Innenraum erfolgten über Vril-Energiefelder. Flugfähige Exemplare der bis zu 6.000 km/h schnellen Haunebu II starteten Mitte 1943, kamen aber kriegsbedingt über die Erprobungsphase nicht heraus." Die Hanebu 2 sei das "erste weltraumfähige Objekt der Welt" gewesen, zu erstehen als Modell im Maßstab 1:72 um 50 Euro.

Ein Screenshot der Revell-Angebotsseite zur "Haunebu 2".
Screenshot: Revell

Historiker widerspricht

Neben der Kritik, die sich das Unternehmen auf sozialen Medien gefallen lassen musste, hagelte es auch empörte wie auch sarkastische Bewertungen auf Amazon. Zudem schaltete sich auch ein Geschichtsexperte ein.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitiert den Historiker Jens Wehner vom Militärhistorischen Museum der Bundeswehr, der ebenfalls festhält, dass die Haunebu 2 nie existiert hat. Die "Bild" wiederum hat mit der Geschäftsführerin des Deutschen Kinderschutzbundes gesprochen, die sich gegen Spielzeug ausspricht, das einfach für "Ideologisierung" herangezogen werden kann.

"Nazi-Ufo" stürzt aus dem Sortiment

Gegenüber beiden Medien gibt man sich bei Revell schuldbewusst. "Die Kritik ist absolut berechtigt", heißt es von einer Sprecherin. Wollte man zuerst nur die Packungsaufschrift und Beschreibung ändern, nimmt man jetzt die Haunebu 2 komplett aus dem Programm. Sie ist mittlerweile von der Website und dem Amazon-Angebot des Herstellers verschwunden. Die Bereinigung dürfte aber noch dauern. Manche andere Händler führen das "NS-Ufo" noch und auch seinen Weg auf Ebay hat sich das Modell des scheibenförmigen Fluggeräts aus der Nazi-Propaganda bereits gebahnt.

Die 30 bis 40 neuen Modelle, die bei Revell jährlich eingeführt werden, werden laut Statement von Produktmanagern konzipiert und sind teilweise auch aufgegriffene Wünsche von Modellbaufans. Unklar ist für das Unternehmen, wie die "Reichsflugscheibe" bei diesem Prozess durchrutschen konnte, zumal die Entwicklung einer neuen Miniatur rund ein Jahr in Anspruch nehmen soll. (red, 19.6.2018)