Bild nicht mehr verfügbar.

Wird als neuer Berlinale-Direktor gehandelt: Carlo Chatrian.

Foto: AP

Berlin/Wien – Der künstlerische Leiter des Filmfests von Locarno, Carlo Chatrian (46), soll Nachfolger von Berlinale-Chef Dieter Kosslick werden. Das berichten die Zeitungen "B.Z." und "Bild" unter Hinweis auf Kreise des zuständigen Aufsichtsrats. Der Sprecher von der deutschen Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wollte die Berichte am Dienstagabend nicht kommentieren.

Die Berufung werde am Freitag vom Aufsichtsrat bekanntgeben, sagte er auf Anfrage. Laut den Berichten soll der gebürtige Italiener Chatrian den langjährigen Berlinale-Direktor Dieter Kosslick (70) ablösen, dessen Vertrag im Mai 2019 endet.

Spagat zwischen Kunst und Kommerz

Chatrian, 1971 in Turin in Italien geboren, ist seit 2012 künstlerischer Leiter des Filmfests von Locarno im Tessin in der Schweiz. Dort sei ihm der Spagat zwischen Kunst und Kommerz gut gelungen, bescheinigen ihm Kritiker. Der Journalist und Autor gilt als echter Cineast und international bestens vernetzt.

In einem Interview der "Zeit" hatte er noch im vergangenen Jahr gesagt: "Die Berlinale ist ein großartiges Festival mit viel Potenzial, aber ich glaube nicht, dass ich dafür geeignet bin, zumal ich ja kein Deutsch spreche."

Um die Nachfolge für Kosslick hatte es eine heftige Debatte gegeben. Prominente Regisseure hatten in einem offenen Brief einen inhaltlichen Neustart für die Berlinale gefordert. Sie müsse weiter mit den großen Konkurrenten Cannes und Venedig mithalten können.

Verantwortlich für die Neubesetzung ist die KBB, die Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH. Sie kommt am Freitag zu ihrer Aufsichtsratssitzung zusammen. Dort wird die Findungskommission unter Leitung von Grütters ihren Verschlag für die künftige Führung offiziell unterbreiten.

Grütters hatte als Leiterin der Findungskommission für die Nachfolge eine Zweierlösung befürwortet. Wen sie am Freitag für den geschäftsführenden Teil vorschlagen will, blieb zunächst weiter unbekannt. "B.Z" und "Bild" schreiben, es werde die Doppelspitze wohl nur in einer abgeschwächten Form geben. (APA, 20.6.2018)