Das neue Regierungsgebäude fügt sich nicht gänzlich in das Stadtbild von La Paz ein.

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La Paz – Vor der Einweihung seines neuen prunkvollen Präsidentenpalastes sieht sich Boliviens Präsident Evo Morales scharfer Kritik ausgesetzt. In dem 29-stöckigen Regierungsgebäude sind zwei Etagen für den Präsidenten reserviert, darunter eine rund tausend Quadratmeter große Präsidentensuite, wie die Zeitung "Pagina Siete" berichtete.

Außerdem verfügt es über einen Wellnessbereich mit Whirlpool, einen Hubschrauberlandeplatz und sieben Aufzüge, von denen einer allein für den Präsidenten reserviert ist.

Verschwendungsvorwurf

Oppositionsführer Samuel Doria Medina warf dem Präsidenten des ärmsten südamerikanischen Landes Verschwendung vor. Kardinal Toribio Ticona erklärte, die Baukosten in Höhe von umgerechnet bis zu 35 Millionen Euro hätten besser in ein Krankenhaus für Krebskranke investiert werden sollen.

Der im Volksmund bereits als "Evo-Palast" verspottete 120 Meter hohe Turm überragt die historische Altstadt von La Paz mit ihren Gebäuden aus der spanischen Kolonialzeit. Aus Denkmalschutzgründen hätte der Präsidentenpalast, der am Donnerstag eingeweiht werden soll, dort gar nicht gebaut werden dürfen – doch Morales erhielt eine Sondergenehmigung. Der seit zwölf Jahren regierende Morales gab seinem neuen Palast den Namen "Großes Haus des Volkes". In seinem Land leben fast 40 Prozent der Menschen in Armut.

Morales hatte die Wahlen in den Jahren 2005, 2009 und 2014 klar gewonnen. Ende vergangenen Jahres erlaubte das Verfassungsgericht ihm eine erneute Kandidatur als Präsident. Damit setzten sich die Richter allerdings über das Ergebnis eines Referendums hinweg, bei dem die Wähler Morales' Wunsch nach einer weiteren Amtszeit mehrheitlich abgelehnt hatten. (APA, 20.6.2018)