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Mit Thomas Müller kann man nicht nur auf Pressekonferenzen Spaß haben, auch Marco Reus schien im Training bestens unterhalten.

Foto: REUTERS/HANNAH MCKAY

Deutschland sucht den "goldenen Kelch" nun am Rande eines Vergnügungsparks. Mit Blick auf Achterbahn und Riesenrad trainiert das DFB-Team in Sotschi, wo die B-Elf vergangenes Jahr beim Confederations Cup Erinnerungen an Heiterkeit und Erfolg sammelte.

Der goldene Kelch, sagt Thomas Müller, ist die "Mischung aus Geduld und Zielstrebigkeit", die den Deutschen den Weg zu, ja genau, Heiterkeit und Erfolg ebnen soll. Am Samstag sollte gegen Schweden mindestens Letzterer wieder einkehren, wollen die Deutschen ihren Aufenthalt in Russland nicht als Kurzurlaub gestalten. Auch wenn die Reise nach dem Showdown im Fischt-Stadion so oder so zurück ins graue WM-Quartier nach Watutinki geht.

Einschätzung

"Jeder ist sich bewusst, dass es das erste Endspiel ist. Es ist ärgerlich, dass es so früh kommt. Es ist aber selbstverschuldet", sagte Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff. "Wir haben vielleicht leichtfertig gedacht, wenn das Turnier losgeht, dass wir mit einer gewissen Frische und unserer gewohnten Stärke auf dem Platz stehen. Das haben wir falsch eingeschätzt", sagte Müller und gestand "enorm hohen Druck" ein.

Der gilt auch für den Offensivgeist selbst. Nach je fünf Treffern bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2014 galt er als Torgarant, blieb beim 0:1 gegen Mexiko aber blass. "Ich war nicht zufrieden und muss analysieren: Was muss ich ändern?" Die WM kann freilich noch lang sein, Panik ist nicht angebracht, Müller darf auch mittelfristig denken. "Es ist ja die Krux, dass man die Leichtigkeit nicht trainieren kann."

Mahlzeit

Also trainiert man eben dem Zusammenhalt zuliebe. "Wir wollen nichts mehr als den Erfolg. Wir werden nichts gewinnen, wenn wir uns zerfleischen oder gegenseitig auffressen", sprach Müller, Bierhoff dementierte nach der teilweise deutlichen Selbstkritik der unterlegenen Elf etwaige Risse. "Ich sehe keinerlei Konflikte in der Mannschaft."

Direktor Bierhoff forderte aber auch, "nicht zur Tagesordnung überzugehen", sondern dass man bei der Problemanalyse "tiefer gehe". Das dürfte auch Veränderungen bringen. "Natürlich weiß der Jogi, was er an bewährten Spielern hat, aber wir haben natürlich auch aufstrebende junge Spieler, die das im Confed Cup gezeigt haben. Irgendeinen Impuls wird es dann schon geben."

Retter Reus?

Ganz oben auf der Liste der möglichen Impulse steht Marco Reus. "Es liegt nicht in meiner Hand. Ich gebe im Training Gas und biete mich an", sagt der 29-Jährige leise. Er weiß, er muss sich nicht in die Startelf reklamieren, seine Kollegen haben das schon mit ihren Auftritten gegen Mexiko erledigt. Erst Reus brachte bei seiner Einwechslung Schwung.

Immerhin ein "Ich hoffe, dass ich zum Einsatz komme und der Mannschaft helfen kann" ließ sich Reus entlocken. Alles für die Harmonie, die so nachdrücklich erzeugt werden will.

"Die Mannschaft" wagte einen Spaziergang bei 30 Grad, Chef Jogi Löw war schon am Morgen auf der Strandpromenade unterwegs. Er gab sich auch für Selfies her, anders als bei Julian Brandt verzichtete der deutsche Boulevard diesmal auf Kritik an solch Freundlichkeit. (schau, sid, 20.6.2018)